Schottland nach Brexit-Votum:Hoheit über außenpolitische Belange liegt in London

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Der scheidende britische Premierminister David Cameron schließt ein neues Referendum in Schottland jedoch aus. Das Parlament in Westminster müsste grünes Licht für eine zweite Volksbefragung geben - die Hoheit über außenpolitische Belange liegt in London.

Vor allem deshalb ist Sturgeons Mission diplomatisch so heikel: Der Versuch, in direkten Dialog mit Brüssel zu treten, ist gleichzeitig der Versuch, London zu umgehen. Ihr Sprecher hat ausdrücklich bestätigt, dass kein Vertreter der britischen Regierung bei den Treffen dabei sein wird. Die schottische Regierungschefin will so einflussreiche Verbündete gewinnen. Doch je mehr Absagen sie in Brüssel erhält, desto schwächer wird ihre Position. Die schottische Zeitung The Herald schreibt, Sturgeon befinde sich in einer Position, in der es vor allem wichtig sei, "peinliche Brüskierungen" zu vermeiden.

Was EU-Staaten fürchten

Ein Sprecher der ungarischen Regierung gab wider, was einige EU-Staaten offenbar gerade als diplomatische Linie zu etablieren versuchen: Diskussionen über Schottlands Status in der EU seien im Moment "rein theoretisch" und "voreilig". Einige EU-Länder fürchten zudem, dass durch neue schottische Unabhängigkeitsbestrebungen auch andernorts Separatisten gestärkt würden.

In Alyn Smith, einem schottischen Abgeordneten im Europäischen Parlament, hat Sturgeon dagegen einen wortgewaltigen Verbündeten. Der BBC sagte er, er werde dafür kämpfen, dass den Schotten in Brüssel zugehört wird. "Die Türen in Brüssel sind offen und es gibt hier den Willen, mit Schottland zu sprechen."

Smith hatte bei der Sondersitzung des Parlaments am Dienstag Standing Ovations erhalten, als er, sichtlich bewegt, den Abgeordneten zurief: Europa dürfe Schottland nicht im Stich lassen.

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