Der frühere Wirecard-Manager und Justizflüchtige Jan Marsalek wird von britischen Ermittlern verdächtigt, in ein Spionagenetzwerk für Russland verstrickt zu ein. Das geht aus einer Mitteilung der britischen Staatsanwaltschaft hervor. Zuvor hatte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über die Vorwürfe berichtet.
Am Dienstag wurde in Westminster die Anklage gegen die fünf mutmaßlichen Spione verlesen, mit denen Marsalek in Kontakt gestanden haben soll. Die britischen Ermittler gehen demnach davon aus, dass der ehemalige Wirecard-Vorstand die Angeklagten mit Instruktionen versorgt habe. Die fünf bulgarischen Staatsbürger waren im Februar in Großbritannien wegen Spionageverdachts festgenommen worden.
Die Investigativplattform "Dossier Centre" berichtete im August, dass der mutmaßliche Rädelsführer, der IT-Unternehmer Orlin R., schon seit Jahren Kontakt zu Marsalek gehabt haben soll - noch zu Zeiten, als Marsalek bei Wirecard arbeitete. Der frühere Vorstand tauchte nach dem Zusammenbruch des Finanzdienstleisters im Juni 2020 unter. Im vergangenen Jahr berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass Marsalek mutmaßlich unter neuem Namen in Moskau lebt, wo er mindestens bis Frühjahr 2023 gewesen sein soll.
Schon kurz nach seiner Flucht kam in westlichen Sicherheitskreisen der Verdacht auf, dass russische Geheimdienste Marsalek bei der Flucht unterstützt haben. Während seiner Wirecard-Zeit war er mehr als 60 Mal nach Moskau gereist, auch da soll er bereits Geheimdienstkontakte unterhalten haben.