US-Wahlkampf:Ron DeSantis läuft sich warm

Lesezeit: 3 min

Floridas Gouverneur Ron DeSantis will wohl in den Wettbewerb mit Donald Trump ziehen. (Foto: Robert F. Bukaty/AP)

Der Gouverneur von Florida steht kurz davor, seine Kandidatur für die Präsidentschaft bekanntzugeben. Dann tritt der Republikaner auch gegen seinen ehemaligen Förderer Donald Trump an.

Von Peter Burghardt, Washington

In Kürze will Ron DeSantis seine Kandidatur für die amerikanische Präsidentschaftswahl 2024 bekannt geben, vielleicht kommende Woche. Der Gouverneur von Florida wäre dann auch offiziell das dritte Schwergewicht im Wettbewerb, nach seinem republikanischen Kollegen Donald Trump, mit dem er inzwischen schwer zerstritten ist, sowie dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden. "Biden, Trump und ich" seien ernst zu nehmen, sagte er am Donnerstag in aller Bescheidenheit im Gespräch mit Gönnern, die New York Times hörte zu - aber nur zwei davon hätten Chancen, gewählt zu werden, "Biden und ich."

Kurz danach machte allerdings ein anderer Gegner von DeSantis ernst: Disney.

Einer der bekanntesten Konzerne der Welt streicht in seinem Bundesstaat fürs Erste Investitionen in Höhe von einer Milliarde Dollar. So viel wollte die Walt Disney Company für einen Campus mitten in Florida ausgeben, 2000 Angestellte aus Südkalifornien sollten sich dort mit neuen Ideen, Digitalisierung und Finanzen beschäftigen. Wegen "veränderter Geschäftsbedingungen" gebe man die Pläne auf, erläuterte Josh D'Amaro, der die Disney-Parks leitet. Also wegen Ron DeSantis.

DeSantis pflegt schon länger eine Feindschaft mit Disney, der Konzern ist ihm zu woke

Der Republikaner und der Konzern streiten schon länger. Disney wagte es auf Druck der Belegschaft, seinen rechtskonservativen Feldzug gegen alles zu kritisieren, was irgendwie links oder woke ist. So ließ DeSantis zum Beispiel Unterricht über sexuelle Orientierung in unteren Schulklassen untersagen - "don't say gay", wird das Gesetz von seinen Gegnern verspottet, "sag' nicht schwul". Disney äußerte öffentliches Missfallen, worauf DeSantis Disney World in Orlando die jahrzehntelange Selbstverwaltung entzog. Die neue Aufsicht von seinen Gnaden drohte auch damit, Steuervorteile zu kassieren.

Er legte sich auf diese Weise mit dem größten Freizeitpark der Welt und dem größten Arbeitgeber seiner Region an, 75 000 Angestellte sind dort beschäftigt. Disney klagte vor Gericht gegen den Rachefeldzug, dies sei gezielte Vergeltung und ein Verstoß gegen das Recht auf Meinungsfreiheit. Außerdem stünden 17 Milliarden Dollar auf dem Spiel, die in den kommenden Jahren in Walt Disney World gesteckt werden sollte. "Will der Staat, dass wir mehr investieren, mehr Menschen beschäftigen und mehr Steuern zahlen oder nicht?", fragte Disney-CEO Robert A. Iger.

Disney streicht im Gegenzug eine Milliardeninvestition

Nun verzichtet Disney also vorläufig darauf, eine Milliarde Dollar für ein Projekt in der Nähe von Disney World auszugeben. Dabei war als Grund für die Pläne noch 2021 das geschäftsfreundliche Klima in Florida genannt worden. Die Reaktionen sind erwartbar. Ein Sprecher von DeSantis sagte, es sei angesichts finanzieller Probleme, sinkender Marktkapitalisierung und des fallenden Aktienkurses nicht überraschend, dass Disney umstrukturiere. Die Firma will ohnehin Tausende Jobs abbauen und das erst vor einem guten Jahr eröffnete Resort "Star Wars: Galactic Starcruiser" schließen.

"Disney, die Tür ist offen, um die Jobs nach Kalifornien zurückzubringen - den Staat, der tatsächlich die Werte Ihrer Angestellten vertritt", twittert mit einem Bild von Mickey Mouse dagegen Gavin Newsom, Kaliforniens demokratischer Gouverneur. DeSantis sei "ein arbeitsplatzvernichtender Schwachkopf, der sich mehr um seine politischen Ambitionen und Kulturkriege kümmert als um Florida und unsere Zukunft", sagt die Demokratin Anna Eskamani aus Orlando. "DeSantis ist nicht derjenige, den man als Präsident haben will, niemals."

Donald Trump hat ihn schon im Visier: "Ron ist kein Gewinner"

Das sieht Donald Trump genauso. Der hatte DeSantis, heute 44, einst geholfen, Gouverneur zu werden, bevor sie sich entzweiten, was er gerne erwähnt. "Ron ist kein Gewinner", sagte er nun, "ohne mich hätte er nicht gewonnen. Wenn ich ihn alleine gelassen hätte, hätte er mit 30 Punkten Abstand oder mehr verloren." In republikanischen Umfragen liegt Trump derzeit weit vor DeSantis. Der wiederum wies im Telefonat mit Geldgebern darauf hin, dass Trump 2020 verloren habe und wieder bezwungen werden könnte, falls er der Kandidat der Republikaner werde.

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Darüber werden Vorwahlen entscheiden, die Bewerber laufen sich warm. So erinnerte die Kandidatin Nikki Haley am Mittwoch in Iowa an Trumps Lob für den Sturm auf das Kapitol vom 6. Januar 2021: "Ein schöner Tag" sei das gewesen, sagte er kürzlich bei CNN. "Es war kein schöner Tag, es war ein schrecklicher Tag", sagte nun die ehemalige Verbündete Haley. Es solle nie mehr passieren. Wer das Gesetz breche, der müsse den Preis dafür bezahlen. DeSantis begrüßte sie nun so: "Willkommen im Rennen, wir hatten gewartet."

Trump nennt seinen Widersacher bevorzugt "Desanctimonious". Seine Wahlkampfplattform Trump War Room auf Twitter, 1,8 Millionen Follower, entdeckte jetzt angesichts des Duells mit Disney ein erweitertes Wortspiel: "Ron DeSanctimonious ist in der Mausefalle gefangen."

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