Internationale Politik:Kim und Putin schicken einen Gruß an Trump

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Handschlag in Wladiwostok: Kim (links) und Putin. (Foto: AP)
  • Das Treffen zwischen Kim und Putin in Wladiwostok endet ohne konkretes Ergebnis, eine gemeinsame Erklärung war ohnehin nicht geplant.
  • Putin forderte, "dass Nordkorea abrüsten muss".
  • Vor allem geht von dem Treffen ein Signal an die USA aus: Russland will geopolitisch mitreden, Nordkorea schaut sich nach dem Scheitern des zweiten Atomgipfels mit Trump nach weiteren Verhandlungspartnern um.

Von Silke Bigalke, Moskau

Der russische Präsident Wladimir Putin ist bekannt dafür, dass er auch wichtige Gesprächspartner gern warten lässt, selbst zum Papst kam er zu spät. Für das Treffen mit Kim Jong-un aber landete er überpünktlich mit dem Hubschrauber auf der Insel Russkij vor Wladiwostok.

Nordkoreas Machthaber hatte die Nacht dort auf dem Campus der Fernöstlichen Universität verbracht. Trotzdem war es Putin, der deutlich vor Kim eintraf. Vielleicht ein Zeichen dafür, wie lange er dieser Begegnung entgegengesehen hatte. "Danke, dass Sie gekommen sind", sagte Putin, als er Kim zur Begrüßung die Hand schüttelte. Es war das erste Treffen der beiden und eines ohne großen Erwartungsdruck.

Weitere Überraschungen blieben aus, Vereinbarungen oder eine gemeinsame Gipfelerklärung waren nicht geplant. Das Hauptthema sei die Denuklearisierung gewesen, sagte Putin, als er nach dem Gespräch allein vor der Presse stand. Denuklearisierung bedeute, "dass Nordkorea abrüsten muss". Doch zuvor brauche das Land eine internationale Sicherheitsgarantie dafür, dass seine Souveränität respektiert werde.

Kim und Putin
:Lächeln für mehr Stabilität

Das Gipfeltreffen in Wladiwostok erfüllte vor allem für den nordkoreanischen Machthaber seinen Zweck. Sein Land wird zu einem ganz normalen Nachbarn von Russland, China, Südkorea.

Kommentar von Christoph Neidhart

Russlands erklärtes Ziel war es stets, dass Kim seine Atomwaffen aufgibt. Putin rechnet jedoch damit, dass das Regime in Pjöngjang diese als Lebensversicherung betrachtet. Zusicherungen allein durch die USA reichten nicht aus, damit es darauf verzichtet, so Putin.

"Wir alle müssen gemeinsam darüber nachdenken." Im Februar hatte Kim mit US-Präsident Donald Trump über Abrüstung gesprochen und sich im Gegenzug eine Lockerung der UN-Sanktionen gegen sein Land erhofft. Die beiden wurden sich nicht einig und brachen das Treffen ab.

In Wladiwostok will Kim nun zeigen, dass er noch andere Verhandlungspartner hat als Trump. Putin möchte demonstrieren, dass die USA kein Monopol auf die Atomgespräche haben und Russland immer noch mitreden kann bei wichtigen geopolitischen Fragen. Er schlug in Wladiwostok eine Neuauflage der Sechs-Parteien-Gespräche vor, bei denen Russland mit den USA, China, Japan und Südkorea über Pjöngjangs Atomprogramm verhandelte und die Nordkorea vor zehn Jahren platzen ließ.

Seither hatte Russland als Verhandlungspartner für Nordkorea an Bedeutung verloren. Das bekam Putin zu spüren, als Kim sich in den vergangenen anderthalb Jahren jeweils mehrmals mit den Staatschefs von China und Südkorea traf und gleich zweimal mit Trump, während Putin trotz früherer Einladung bis jetzt auf Kim warten musste. Die Frage ist, wie aktiv er nun tatsächlich als Vermittler auftreten kann.

Russland sitzt zwar im UN-Sicherheitsrat, wo es Strafmaßnahmen gegen Nordkorea mitträgt, steht aber selbst unter US-Sanktionen. Vielleicht reicht Kim die Geste aus Wladiwostok Richtung USA bereits: Kim wie Trump haben signalisiert, dass sie einen dritten Gipfel für möglich halten. Nordkoreas Führung machte vergangene Woche ihrem Ärger über die stockenden Verhandlungen mit Meldungen über neue Raketentests und neuen Forderungen an Washington Luft.

Ein weiteres Thema: Nordkoreanische Gastarbeiter in Russland

"Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist von großem Interesse für die gesamte Weltgemeinschaft", sagte Kim Jong-un vor dem Treffen mit Putin. Er hoffe, die Gespräche werden dazu beitragen, "diese Angelegenheit gemeinsam zu lösen". Die beiden sprachen etwa zwei Stunden unter vier Augen und danach gemeinsam mit ihren Delegationen.

Auch Moskaus Außenminister Sergej Lawrow nahm teil, der bereits vergangenes Jahr forderte, die Sanktionen gegen Nordkorea zu lockern. Für Kim dürfte dies eines der wichtigsten Ziele sein. Außerdem würde das weitgehend isolierte Land den Handel mit Russland gerne ausbauen. In Wladiwostok ging es zudem um nordkoreanische Gastarbeiter, die wegen der Sanktionen Russland bald verlassen müssen, für Nordkorea aber wichtig sind, auch weil sie Devisen ins Land bringen.

Putin erklärte nach dem Treffen, er wolle mit den USA und mit China über Kims Position sprechen. Von Wladiwostok fliegt der russische Präsident nach Peking, wo an diesem Freitag der Seidenstraßengipfel beginnt.

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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