Neulich im Zug, auf der Fahrt von München nach Berlin, saß mir ein Mann gegenüber, der einen Stapel von Zeitungen und Zeitschriften vor sich hatte. Er schien damit nicht sehr zufrieden zu sein. Er schaute mich eine Weile an und fragte dann, ob er mich etwas Ungewöhnliches fragen dürfe. Und er fragte mich dann tatsächlich etwas Ungewöhnliches. Er fragte nämlich, ob es unserem Land und unserer Gesellschaft nicht besser gehen würde, wenn es - nein, nicht für immer, aber für ein paar Wochen - keine Zeitungen, keine Nachrichten, keine Pressefreiheit gäbe. Er habe das Gefühl, es würde Alles bis zum Überdruss immer und immer wieder repetiert, es würden die Neuigkeiten wie ein Kaugummi ewig hin- und hergebissen und dann ausgespuckt. Vielleicht, so meinte der Mann, würden ja dann in den presse- und nachrichtenfreien Zeiten die Probleme, über die die Medien tagtäglich klagen, von den zuständigen Politiker schneller angepackt als mit der medialen Dauerbegleitung und Dauerbeschallung. Ein Lob für meine Profession, für den Journalismus, war das nicht.
Prantls Blick:Das Rezept des alten Augstein
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Von der journalistischen Glaubwürdigkeit in analogen und in digitalen Zeiten: Wenn dem Journalismus Einseitigkeit vorgeworfen wird, soll der darauf nicht einfach nur sagen, dass das nicht stimmt; er soll zeigen, dass das nicht stimmt.
Von Heribert Prantl
Meinung Prantls Blick:Sahra Sahara
Mit der Wagenknecht-Partei sind extreme Temperaturschwankungen in der deutschen politischen Landschaft zu erwarten - so wie sie für die weltgrößte Wüste bezeichnend sind.
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