Potsdam/Berlin (dpa/bb) - Knapp zwei Stunden war am Mittwoch die Avus in Richtung Berlin gesperrt, weil Hunderte Umweltaktivisten von Extinction Rebellion mit einer Fahrraddemo auf der Stadtautobahn für eine Verkehrswende demonstrierten. Nach Angaben der Berliner Polizei radelten etwa 300 Menschen von Potsdam über die Fahrbahn stadteinwärts nach Berlin, die Veranstalter gaben die Zahl dagegen mit rund 500 an. An der Siegessäule drehten die Teilnehmer der Aktion drei Extrarunden. Dort kamen nach Angaben der Veranstalter rund 1000 Menschen zusammen; Zahlen dazu nannte die Polizei nicht. Laut Polizei verlief die Aktion friedlich.
Die Aktivisten fordern eine rasche Verkehrswende, eine gerechtere Verteilung des Straßenraumes und die Einrichtung einer Fahrradschnellstraße nach Berlin. „Wir machen die Verkehrswende selbst!“, heißt es unter dem Aufruf zur Demo auf der Internetseite der Umweltschutzbewegung.
Die Fahrraddemo wurde nach eigenen Angaben auch von der Volksinitiative Verkehrswende Brandenburg jetzt!, dem Verkehrsclub Deutschland Brandenburg, dem ADFC Berlin und Fridays For Future Potsdam unterstützt. Auch aus Lichtenberg und Tegel waren Fahrradgruppen in die Innenstadt gekommen. Nach Angaben der Veranstalter kamen an der Siegessäule am Vormittag rund 1000 Menschen zusammen.
Im Anschluss an die Radtour fanden Proteste vor dem Roten Rathaus und dem Hauptsitz des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) in der Behrendsstraße statt. Dort positionierten die Aktivisten einen Anhänger, beladen mit einem umgedrehten Geländewagen; das Auto war mit grünen Ästen und Pflanzenkübeln geschmückt. Vor dem Eingang der Zentrale ketteten sich Aktivisten an ihre Fahrräder. Damit sollte laut Extinction Rebellion Deutschland „auf den klimaschädlichen Einfluss der Automobilindustrie auf die Gesetzgebung“ aufmerksam gemacht werden. „Die Aktion befindet sich in der Auflösung“, sagte eine Polizeisprecherin am Mittag.
Die Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion ist zuletzt immer wieder mit aufsehenerregenden Aktionen in Erscheinung getreten. So hingen in Potsdam im April Klimaschutz-Plakate an verschiedenen Statuen, im Berliner Regierungsviertel und in Zerre (Lausitz) färbten die Aktivisten kürzlich das Wasser der Spree grün. Zur Strategie der Gruppe gehören Aktionen zivilen Ungehorsams wie Flashmobs, Fahrraddemos sowie Brücken- und Straßenblockaden.