Politik kompakt:Blutbad in Guinea

Lesezeit: 3 min

Im westafrikanischen Guinea tötet die Polizei mindestens 157 Demonstranten, Honduras' Ex-Präsident ruft die UN auf dem Handy an, und die USA lassen 75 Guantanamo-Gefangene frei.

Polizei tötet mehr als 150 Demonstranten in Guinea

Sicherheitskräfte in Conakry führen einen Demonstranten ab. (Foto: Foto: AFP)

Bei der Niederschlagung von Protesten Oppositioneller im westafrikanischen Guinea sind einer Menschenrechtsgruppe zufolge 157 Menschen getötet worden. Zudem seien vermutlich mehr als 1250 Menschen verletzt worden, sagte der Leiter der Guinean Human Rights Organisation, Thierno Maadjou Sow, unter Berufung auf Krankenhausangaben. Die Opposition spricht von mindestens 128 Toten.

Mindestens zwei Oppositionsführer wurden verhaftet. Die mehr als 50.000 Teilnehmer der von den Behörden verbotenen Demonstration hatten gegen Hauptmann Moussa Camara protestiert, der im vergangenen Jahr einen Militärputsch angeführt hatte. Laut der Menschenrechtsorganisation RADDHO vergewaltigten die Soldaten auch Frauen. Die Vergewaltigungen hätten bereits in dem Stadion begonnen, wo sich zehntausende Anhänger der Opposition versammelt hatten.Die Afrikanische Union drohte Guinea mit Sanktionen. EU-Chefdiplomat Javier Solana, UN-Generalsekräter Ban Ki Moon und die US-Regierung verurteilten die Gewalt.

Zelaya: Hilferuf übers Handy

Der gestürzte Präsident von Honduras, Manuel Zelaya, hat sich über Handy mit einem Hilferuf an die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York gewandt. Die Außenministerin seiner früheren Regierung, Patricia Rodas, hielt während ihrer Ansprache ein Mobiltelefon vor das Mikrofon am Rednerpult und verschaffte Zelaya so internationales Gehör. Er sitzt nach wie vor in der brasilianischen Botschaft in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa fest. "Wir sind jetzt einer Diktatur unterworfen", sagte er. Die Vereinten Nationen sollten an ihrer festen Haltung gegenüber der Interimsregierung festhalten.

Übergangspräsident Roberto Micheletti erklärte unterdessen seine Bereitschaft, den Ausnahmezustand vorzeitig zu beenden. Die Aussetzung von Grundrechten könne in einigen Tagen wieder zurückgenommen werden, sagte er. Gleichzeitig lud seine weitgehend isolierte Regierung Vertreter der Organisation Amerikanischer Staaten als Vermittler ein. Die Delegation wird Mittwoch kommender Woche erwartet.

75 Guantanamo-Häftlinge kommen frei

Die US-Regierung will 75 Insassen des Gefangenenlagers Guantanamo freilassen. Das US-Militär veröffentlichte eine aktualisierte Liste von Häftlingen, die das Lager auf Kuba verlassen können. Unter ihnen sind auch 13 chinesische Uiguren, von denen der Pazifik-Inselstaat Palau zwölf aufnehmen will. Auf der Liste stehen zudem 26 Gefangene aus Jemen, neun aus Tunesien, sieben aus Algerien, vier aus Syrien und jeweils drei aus Libyen und Saudi-Arabien. Außerdem sollen jeweils zwei Häftlinge aus Usbekistan, Ägypten, dem Westjordanland und Kuwait freikommen, jeweils einer aus Aserbaidschan und Tadschikistan. In dem umstrittenen Lager sitzen derzeit noch mehr als 200 Häftlinge ein.

Fujimori bekennt sich schuldig

Perus Ex-Präsident Alberto Fujimori hat sich der Korruption und des illegalen Abhörens von Telefonen schuldig bekannt. Der 71-Jährige gestand vor einem Gericht in Lima, öffentliche Gelder veruntreut und Oppositionsabgeordnete bestochen sowie die Genehmigung zum Abhören von Politikern, Journalisten und Geschäftsleuten erteilt zu haben. Ein Urteil wird am Mittwoch erwartet. Es ist der vierte und voraussichtlich letzte Prozess gegen den Ex-Präsidenten, der Peru von 1990 bis 2000 regierte.

13 Tote bei Anschlag auf Bus in Afghanistan

Bei einem Anschlag auf einen Bus im Süden Afghanistans sind mindestens 13 Zivilisten getötet worden. Der Bus fuhr in der Provinz Kandahar auf einen Sprengsatz, wie das Gouverneursamt der Region mitteilte. Mindestens 15 Menschen seien bei dem Anschlag verletzt worden. Die Provinz Kandahar ist eine Hochburg der radikalislamischen Taliban, immer wieder kommt es dort zu Anschlägen.

Drei Tote bei Raketenangriff in Pakistan

Bei einem vermutlich von den USA ausgeführten Raketenangriff im unruhigen Nordwesten Pakistans sind nach Geheimdienstangaben am Dienstag drei Taliban-Kämpfer getötet worden. Die von einer unbemannten Drohne abgefeuerte Rakete habe ein Lager der Aufständischen in der Region Süd-Waziristan getroffen. Der Angriff ereignete sich demnach in der Ortschaft Sararogha, dem Stützpunkt des vor kurzem getöteten pakistanischen Taliban-Führers Baitullah Mehsud.

Zwei US-Soldaten bei Anschlag auf den Philippinen getötet

Bei einem vermutlich von militanten Islamisten ausgeführten Bombenanschlag sind auf den Philippinen zwei US-Soldaten getötet worden. Es waren vermutlich die ersten Opfer unter den 600 US-Soldaten seit die USA 2002 Truppen im Land stationierten Mit den Amerikanern starb auch ein philippinischer Soldat, zwei seiner Kameraden wurden verwundet. Die Soldaten waren gemeinsam unterwegs zu einem Bauprojekt auf der Insel Jolo, wo zwei Schulgebäude errichtet werden sollen, als die Mine explodierte. Die US-Botschaft bestätigte den Angriff und erklärte, ein improvisierter Sprengsatz habe das Fahrzeug der Soldaten getroffen. Zu dem Anschlag bekannte sich zwar zunächst niemand, der Verdacht fiel aber auf die gut bewaffnete Gruppe Abu Sayyaf. Dieser werden Verbindungen zur Terrororganisation al-Qaida nachgesagt.

Klage in Tschechien vor EU-Referendum in Irland

Kurz vor dem EU-Referendum in Irland droht eine Verfassungsklage in Tschechien den Ratifizierungsprozess weiter zu verzögern. Der Senatsabgeordnete Jiri Oberfalzer legte gemeinsam mit 16 anderen Senatoren beim Verfassungsgericht in Brünn Klage gegen das Abkommen ein. In der Vergangenheit brauchte das Gericht meistens mehrere Monate bis zu einer Entscheidung. Gleichzeitig warben die irische Regierung und Prominente auf der Insel eindringlich für ein "Ja" bei dem zweiten Referendum am kommenden Freitag. Es gebe keinen "Plan B", sagte Außenminister Micheal Martin. In Tschechien hieß es jedoch: "Mit dem Abkommen droht Europa ein Superstaat zu werden, bei dem einzelne Länder an Souveränität verlieren", sagte Oberfalzer. "Wir verlangen, dass das Verfassungsgericht dem Grenzen setzt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: