Pflege:Weniger Menschen beginnen Pflegeausbildung

Lesezeit: 2 min

Immer weniger Menschen wollen sich als professionelle Pflegekraft um immer mehr ältere und kranke Personen in Deutschland kümmern. (Foto: Imago)

Laut Statistischem Bundesamt sank die Zahl im vergangenen Jahr um sieben Prozent. Dabei wachsen bereits jetzt Personallücken.

Das sind keine guten Nachrichten für die Pflege in Deutschland: Während die Personallücken in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wachsen und die alternde Gesellschaft zunehmend mehr Fachkräfte benötigen wird, haben sich im vergangenen Jahr deutlich weniger Menschen für eine Ausbildung in den Pflegeberufen entschieden als im Vorjahr. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, haben 2022 rund 52 100 Männer und Frauen eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann begonnen. Damit sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent oder 4100 (2021: 56 300 Neuverträge). Über alle Ausbildungsjahre hinweg befanden sich zum Jahresende 2022 insgesamt rund 143 100 Personen in der Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte dazu, der Bundesregierung gelinge es offenkundig nicht, den Pflegeberuf attraktiv zu machen.

Die Zahl der Ausbildungsstarts besage auch nichts darüber, ob der Nachwuchs langfristig im Job bleibe, sagte Vorstand Eugen Brysch in Dortmund. "Lohnsteigerungen allein reichen nicht aus. Vielmehr gilt es, den Berufsanfängern neben verlässlichen Arbeitszeiten und der Vereinbarkeit von Freizeit, Familie und Beruf mehr Verantwortung zu übertragen." Die Linke betonte, nur Imagekampagnen nützten nichts. "Junge Menschen lassen sich nicht mit leeren Versprechungen hinhalten. Der Pflegeberuf braucht eine wirklich gute Perspektive", sagte die pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Ates Gürpinar.

"Schon jetzt fehlen Zehntausende Pflegekräfte in Deutschland."

Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, bezeichnete die Zahlen als dramatisch. "Schon jetzt fehlen Zehntausende Pflegekräfte in Deutschland und viele gehen bald in Rente. Wenn nun die Zahlen bei den Auszubildenden in der Pflege einbrechen, klafft bald eine noch viel größere Personallücke." Es sei ein Fehler gewesen, die dreijährige, auf Altenpflege spezialisierte Ausbildung zu zerstören, so Meurer. "Die generalistische Pflegeausbildung ist kein Erfolgsmodell." Er forderte von der Bundesregierung und den Ländern, schnell für einen deutlichen Ausbau der Ausbildungskapazitäten zu sorgen.

Auch im neuen Jahrgang ist der Frauenanteil sehr hoch. 2022 schlossen 38 600 Frauen und 13 500 Männer einen neuen Ausbildungsvertrag in der Pflege ab. Der Anteil von Frauen ging um 2 Prozentpunkte auf 74 Prozent zurück. Das Durchschnittsalter bei Ausbildungsbeginn lag 2022 bei 21 Jahren; das war ein Jahr mehr als 2020. Eine Ausbildung in der Pflege wird häufig auch im mittleren Alter begonnen. So starteten 11 Prozent oder 6000 Personen ihre Ausbildung im Alter von 30 bis 39 Jahren. Weitere 7 Prozent (3900) waren bereits 40 Jahre oder älter. Die Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann war 2020 eingeführt worden; sie dauert drei Jahre. Zusammengeführt sind die zuvor getrennt verlaufenden Ausbildungen für Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege.

© SZ/kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFachkräfte aus dem Ausland
:Willkommen in der bürokratischen Republik Deutschland!

Die Ausländerbehörde in Stuttgart ist hoffnungslos überlastet. Unterwegs mit einem Pfleger, der dringend gebraucht wird, aber nicht helfen darf.

Von Max Ferstl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: