Hillary Clinton hat chronische Geldsorgen - nicht, weil sie zu wenig Geld hat, sondern zu viel. Im Wahlkampf um das Weiße Haus ist das für sie zum Problem geworden, und natürlich nutzt Bernie Sanders, ihr Rivale um die demokratische Nominierung, das aus. Als Clinton beim jüngsten TV-Duell erklärte, sie habe den großen Banken Einhalt geboten, spottete ihr Gegner Sanders: "Ach, du meine Güte, die Banken müssen ja wirklich am Boden gewesen sein. War das, bevor oder nachdem du riesige Mengen Geld für deine Vorträge bekommen hast?" Clinton hat nach ihrer Zeit als Außenministerin allein von der Investmentbank Goldman Sachs 675 000 Dollar für drei Reden erhalten.
Nun droht Clinton neuer Ärger, denn in den Panama Papers finden sich diverse Spender, Wegbegleiter und Vertraute von Hillary und ihrem Ehemann Bill Clinton, dem einstigen US-Präsidenten. Zum Beispiel Gabrielle Fialkoff: Sie war im Jahr 2000 Schatzmeisterin der Wahlkampagne Hillary Clintons für den US-Senat. Oder Frank Giustra, ein kanadischer Bergbau-Unternehmer, der 30 Millionen Dollar an die Clinton-Stiftung gespendet hat.
Ferner findet sich der chinesische Milliardär Ng Lap Seng, der in den Neunzigern über Umwege an die Demokratische Partei gespendet haben soll. Dies ergibt eine Auswertung der Panama Papers durch die US-Zeitungsgruppe McClatchy; die Dokumente aus der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca sind zuvor der Süddeutschen Zeitung zugespielt worden.
Für Sanders sind die Panama Papers ein Beweis seiner These
Eine erste Auswertung der Unterlagen weist weder ein Fehlverhalten der Clintons noch eines ihrer Spender und Helfer nach. Gabrielle Fialkoff erklärt auf Anfrage, sie habe keine Kenntnis von der Briefkastenfirma namens Upac Holdings auf den Britischen Jungferninseln. Als weitere Anteilseigner werden ihr verstorbener Vater und ihr Bruder genannt. Jedenfalls ist die Firma erst 2012 entstanden, mehr als ein Jahrzehnt nach dem Wahlkampf Hillary Clintons für den Senat.
Trotzdem sind die neuen Erkenntnisse für Clinton unangenehm, weil sie wieder einmal an die Nähe der Familie zu den Vermögenden erinnern. Über die Jahrzehnte sollen die Clintons für ihre Wahlkämpfe und ihre globale Stiftung drei Milliarden Dollar an Spenden gesammelt haben, Hillary Clinton hat allein von diversen Finanzinstituten an der Wall Street zwei Millionen Dollar für Reden bekommen. Zuweilen ist der Verdacht entstanden, Spender der Stiftung könnten von der US-Regierung bevorzugt worden sein, während Hillary Clinton US-Außenministerin war.
Die Verbindungen der Clintons zum großen Geld aber waren noch nie so nachteilig wie in diesem Wahlkampf: Hillarys Konkurrent Bernie Sanders hat Angriffe auf die Banken der Wall Street, auf Konzerne und Reiche zu seiner Kernbotschaft gemacht. Sanders, dessen Wahlkampf vor allem von Kleinspendern finanziert wird, hat die Panama Papers für einen Beweis seiner These erklärt, das "System" diene allein den Reichen und Mächtigen. Dass manche Kunden der Kanzlei Mossack Fonseca nun - wenn auch nur lose - Verbindungen zu seiner Rivalin aufweisen, kommt ihm entgegen. Und zwar gerade jetzt: An diesem Dienstag treten Clinton und Sanders zur Vorwahl in einem der bevölkerungsreichsten Staaten an, in New York.