NRW-CDU:Zwei erbitterte Konkurrenten und ein Königsmacher

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Erbitterte Konkurrenten im Kampf um den CDU-Vorsitz: Gesundheitsminister Jens Spahn (l.) und Ex-Unionfraktionschef Friedrich Merz (r.) (Foto: dpa)
  • Die nordrhein-westfälische CDU will sich nicht auf einen Kandidaten für die Nachfolge von Parteichefin Angela Merkel festlegen.
  • Den Kandidaten Merz und Spahn stehen nun diverse Regionalkonferenzen bevor, auf denen sie für sich werben müssen.
  • Am 7. Dezember wird dann in Hamburg über Angela Merkels Nachfolger oder Nachfolgerin abgestimmt.

Von Jana Stegemann, Düsseldorf

Armin Laschet (CDU) kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Als er in Begleitung von Jens Spahn und Friedrich Merz um 20.22 Uhr vor die Presse tritt, strahlt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident mindestens genauso intensiv wie die zahlreichen auf ihn gerichteten Kamerascheinwerfer. Kein Wunder, ohne die NRW-CDU läuft gerade nichts in der Diskussion um die Merkel-Nachfolge. An dem mitgliederstärksten Landesverband der CDU kommt der Rest der Partei nicht vorbei, weil zwei der aussichtsreichsten Kandidaten für den Parteivorsitz aus NRW stammen.

Vor der außerordentlichen Sitzung des CDU-Landesvorstands am Dienstagabend in der Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf steht der 1,70 Meter große Laschet nun also zwischen Friedrich Merz (1,98 Meter) und Jens Spahn (1,91 Meter). Nach außen ein Triumvirat, doch in der Realität stehen da ein Königsmacher und zwei erbitterte Konkurrenten.

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Die Kandidaten für den Parteivorsitz sollen offenbar auf Regionalkonferenzen an verschiedenen Orten in Deutschland auftreten. Viel Zeit bleibt allerdings nicht.

Spahn und Merz haben große Ambitionen und beide sind auch nicht dafür bekannt, ein besonders gutes Verhältnis zur Noch-CDU-Chefin zu haben. Doch heute scheint das vergessen. Bundesgesundheitsminister Spahn findet warme Worte für die Bundeskanzlerin. Er freue sich aber, dass die "Partei jetzt so sehr in Bewegung ist". Die CDU müsse sich wieder "als die lebendige Kraft positionieren". Das gehe nur mit einer Debatte, die auch das andere Argument wertschätzt: "Es geht aber nicht darum, einen erbitterten Streit zu führen. Davon hatten wir in letzter Zeit zu viel", findet Spahn.

Trotz der Blackrock-Ermittlungen wirkt Merz gelöst

Friedrich Merz bekommt um 20.31 Uhr einen Anruf, den er aber wegdrückt. Zuvor hat er gesagt, dass er seit Bekanntwerden seiner Kandidatur "eine mich selbst überraschende und überwältigende Zahl von Anrufen und Nachrichten" bekommen habe, die ihn in seiner Absicht bestätigt hätten, "meine Kandidatur auch durchzuführen".

Merz wirkt gelöst - trotz der morgendlichen Razzia in den Geschäftsräumen von Blackrock in München. Er ist seit 2016 Aufsichtsratschef der deutschen Tochter des US-Vermögensverwalters. Angesprochen auf die Ermittlungen, antwortet Merz: "Wir werden alles aufklären, es kommt alles auf den Tisch." Er persönlich habe alle angewiesen, mit den Ermittlern bestmöglich zusammenzuarbeiten. Aber heute Abend gehe es um etwas anderes.

"Wir müssen den politischen Meinungsstreit in Deutschland wieder in die Mitte holen und nicht den Rändern überlassen." Die CDU müsse zeigen, dass "wir die bestimmende Volkspartei der Mitte auch in Zukunft sein wollen", sagte Merz und fügte mit einem Lächeln an: "Ich freue mich richtig auf die nächsten vier Wochen." Eine Empfehlung für einen der beiden Kandidaten wird an diesem Abend aber nicht ausgesprochen.

Merz und Spahn stehen nun diverse Regionalkonferenzen bevor, auf denen sie für sich werben müssen. Am 7. Dezember wird dann in Hamburg über Angela Merkels Nachfolger oder Nachfolgerin abgestimmt. Neben Merz und Spahn gilt CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer als dritte aussichtsreiche Bewerberin für den Parteivorsitz im Bund. Sie hat angekündigt, sich an diesem Mittwoch zu ihrer Kandidatur äußern zu wollen. Wen er denn wählen werde in Hamburg, wird Armin Laschet noch gefragt. Die Entscheidung falle ihm nicht leicht: "Vielleicht enthalte ich mich auch", antwortet er.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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