Es ist schwer vorherzusehen, wie sich die Situation in Niger nach dem Staatsstreich des Militärs entwickelt. Deutschland sucht deshalb vorsorglich nach Alternativen für seinen Luftlandestützpunkt in der Hauptstadt Niamey. Die Lage an dem im Zusammenhang mit dem Abzug der Bundeswehr aus dem Nachbarland Mali genutzten Stützpunkt sei zwar stabil, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. Doch "für den Fall der Fälle arbeiten wir weiter an Alternativen für die Rückverlegung aus Mali. Wir hoffen aber, dass das nicht nötig sein wird."
Die Bundeswehr betreibt einen Lufttransportstützpunkt in Niamey, der ihr zentrale Drehkreuz in Westafrika und wichtig für den laufenden Abzug aus dem an Niger angrenzenden Mali ist.
Inzwischen hat die Bundeswehr etwa 30 Menschen aus Niger ausgeflogen. Ein Transportflugzeug vom Typ A400M ist in der Nacht im niedersächsischen Wunstorf gelandet. Bei einem Drittel der Passagiere soll es sich um Zivilisten aus europäischen Ländern handeln, die restlichen Ausgeflogenen sind Medienberichten zufolge deutsche Soldaten.
Französische Evakuierungsaktion abgeschlossen
Die Bundesregierung hatte zunächst auf eigene Evakuierungsflüge verzichtet. Etwa 60 Deutsche wurden mit französischen Flugzeugen in Sicherheit gebracht. Das Außenministerium in Paris erklärte die eigene Evakuierungsaktion am Donnerstag für abgeschlossen.
In Niger hatten Offiziere der Präsidialgarde in der vergangenen Woche den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Der Kommandeur der Eliteeinheit, General Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss selbst zum neuen Machthaber. Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf.
Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde.