Nahostkonflikt:Israel riegelt Gaza-Grenzen ab

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Dieses Haus im Süden des Gazastreifens wurde bei einem Luftangriff am 13. Dezember beschädigt, der sich gegen eine nahegelegene Hamas-Stellung richtete. (Foto: AFP)
  • Palästinenser haben in der Nacht erneut Raketen auf Israel abgefeuert.
  • Als Reaktion hat Israel die Grenzen zum Gazastreifen geschlossen und fliegt Luftangriffe gegen Stellungen der Hamas.
  • US-Vizepräsident Mike Pence hat seine Nahost-Reise verschoben.

Israel hat die beiden Grenzübergänge zum Gazastreifen geschlossen. Wie lange die Übergänge gesperrt bleiben sollen, teilte das Militär nicht mit. Grund für die Abriegelung ist, dass in der Nacht erneut Raketen aus dem Palästinensergebiet in Richtung Israel abgefeuert wurden. Zwei wurden von Israels Abwehrsystem abgefangen, während eine weitere auf unbewohntem Gelände einschlug.

Israel reagierte auf die Angriffe nicht nur, indem es die Grenzen zum Gazastreifen abriegelte, sondern auch mit Luftangriffen. Nach eigenen Angaben flog die Luftwaffe Angriffe auf drei Einrichtungen der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas. Es seien Trainings- und Waffenlager getroffen worden. Menschen kamen bei den Angriffen beiderseits der Grenze nach bisherigen Informationen nicht zu Schaden.

15 Raketen seit Trumps Entscheidung

Zu den Palästinensischen Autonomiegebieten gehört der Gazastreifen an der Mittelmeerküste, dessen Grenzen Israel größtenteils kontrolliert. Schon vor der Abriegelung war die Genehmigungspraxis für Einfuhren restriktiv. Die humanitäre Lage in dem übervölkerten Gebiet ist schlecht.

Seit vergangener Woche wurden aus dem Palästinensergebiet 15 Raketen auf Israel abgefeuert. Keine richtete größeren Schaden an. Sie sind die Reaktion radikaler Palästinenser auf die umstrittene Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen.

Der Status von Jerusalem gehört zu den strittigsten und komplexesten Fragen, die bislang eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts verhindert haben. Israel hat den Ostteil der Stadt 1967 besetzt und später annektiert und beansprucht seitdem ganz Jerusalem für sich. Die Palästinenser wollen den Ostteil zur Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates ernennen. Trumps Entscheidung hat weltweit empörte Reaktionen und Sorge vor einer Eskalation ausgelöst.

Trumps Stellvertreter hat seinen geplanten Besuch im Nahen Osten verschoben. US-Vizepräsident Mike Pence sollte nach Medienberichten von Sonntag bis Dienstag unter anderem nach Israel reisen. Seine für Montag angesetzte Rede im israelischen Parlament sei um ein paar Tage verschoben worden, erklärte ein Sprecher der Knesset am Donnerstag. Die Jerusalem Post schreibt, Grund der Verschiebung sei das Ringen um die Steuerreform im US-Kongress.

Zuvor hatten mehrere Gesprächspartner ihre Treffen mit Pence wegen Trumps Entscheidung abgesagt, unter anderem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Dieser erklärte, die USA könnten kein Vermittler in dem Konflikt mehr sein. Auch Vertreter der Kopten und der Großimam der Al-Azhar-Universität in Kairo sagten Treffen mit dem US-Politiker ab.

© SZ.de/rtr/dpa/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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