Nahost:Iran attackiert Ziele in Syrien und Irak

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Ein zerstörtes Gebäude in Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion im Irak. (Foto: SAFIN HAMID/AFP)

Die Angriffe seien eine Vergeltung für die jüngsten Anschläge in Iran. Sie dürften auch ein Signal an den Erzfeind Israel sein.

Irans Revolutionswächter (IRGC) haben nach eigenen Angaben Ziele in Syrien und im Irak mit Raketen angegriffen. Die Attacken seien eine Vergeltung für die jüngsten Terrorangriffe in Iran. Insbesondere die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei "in den besetzten Gebieten Syriens ausfindig gemacht und durch den Abschuss einer Reihe von ballistischen Raketen zerstört" worden, hieß es in einer Mitteilung.

Augenzeugen zufolge soll es in Aleppo im Nordwesten Syriens mindestens sechs Explosionen gegeben haben. Laut der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna wurden extremistische Gruppen in der Provinz Idlib attackiert.

Der kurdische Sicherheitsrat sieht eine Verletzung der Souveränität der Region

Mehrere laute Explosionen erschütterten zudem die nordirakische Stadt Erbil. Ziel der Attacke war nach Angaben der Revolutionsgarden eine Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad. In der Nähe eines neuen im Bau befindlichen US-Konsulats schlugen Augenzeugen zufolge mehrere Raketen ein. Raketen seien auch auf Farmen nördlich von Erbil gefallen und hätten Häuser getroffen, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Bei den Angriffen seien mindestens vier Zivilisten getötet und sechs verletzt worden, teilte der Sicherheitsrat der kurdischen Regierung mit. Er bezeichnete den Angriff als "Verbrechen". Der Angriff sei eine Verletzung der Souveränität der Region und des Irak, hieß es in einer Stellungnahme. Der irakische Kurdenführer Massud Barsani verurteilte auf der Plattform X den "feigen Angriff auf die Menschen in der Region Kurdistan aufs Schärfste" und forderte die Regierung in Bagdad auf, sich klar gegen die Souveränitätsverletzung zu positionieren.

Sicherheitskräfte in Erbil. (Foto: AP/AP)

Unter den Toten sind laut irakischen Sicherheitskräften und Ärzten der kurdische Multimillionär und Geschäftsmann Peshraw Dizayee, der enge Beziehungen zum regierenden Barsani-Clan unterhielt, und mehrere Mitglieder seiner Familie, die beim Einschlag mindestens einer Rakete in ihrem Haus ums Leben gekommen seien. Außerdem sei eine Rakete im Haus eines hochrangigen kurdischen Geheimdienstmitarbeiters und eine weitere in einem kurdischen Geheimdienstzentrum eingeschlagen. Der Flugverkehr am Flughafen von Erbil sei eingestellt worden.

Der Angriff dürfte als klares Signal an Erzfeind Israel zu verstehen sein

Die USA verurteilten den iranischen Raketenangriff auf Erbil: "Wir wenden uns gegen die rücksichtslosen Raketenangriffe Irans, die die Stabilität im Irak untergraben", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller.

Dass Iran mit Raketen Ziele in Aleppo erreichen kann, dürfte auch ein Signal an den Erzfeind Israel sein. Bei dem Beschuss auf die Stadt im Westen Syriens handelte es sich laut der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna mit einer Strecke von mehr als 1200 Kilometern um die bisher weitreichendste Raketenoperation Irans. Sollte das Regime ähnliche Raketen vom Westen seines Staatsgebietes aus in Richtung Israel schießen, wären auch Städte wie Tel Aviv oder Jerusalem in Reichweite.

Nach dem Tod eines hohen Generals hatte Iran Israel Rache geschworen

Die Lage in der Region ist seit Ausbruch des Gaza-Kriegs vor mehr als drei Monaten äußerst angespannt. Mit Iran verbündete militante Gruppen griffen in den vergangenen Monaten oft Ziele in Syrien und im Irak an. Israel und die USA gelten seit der Islamischen Revolution von 1979 als Irans Erzfeinde.

Ende Dezember war bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff in Syrien der iranische Brigadegeneral Sejed-Rasi Mussawi getötet worden. Er war ranghohes Mitglied der IRGC. Die militärische Führung Irans schwor Israel daraufhin Rache.

Bei einem Terroranschlag in der Stadt Kerman waren zudem Anfang Januar mehr als 90 Menschen getötet worden. Der IS reklamierte die Attacke für sich. Sie galt einer Trauerveranstaltung anlässlich des Todestags des mächtigen Generals Qassim Soleimani in dessen Heimatstadt. Es war der tödlichste Anschlag in der etwa 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik.

© SZ/dpa/Reuters/jael/jala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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