Wiesbaden:US-Großübung „Defender“ womöglich auch in Hessen

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Besucher stehen auf der Air Base in Ramstein vor einer US-Flagge im Gegenlicht. (Foto: Frank May/dpa/Archivbild)

Die geplante militärische US-Großübung "Defender Europe 20" wird im kommenden Frühjahr womöglich auch in Hessen spürbar. Mit Blick auf die vorgesehenen...

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Die geplante militärische US-Großübung „Defender Europe 20“ wird im kommenden Frühjahr womöglich auch in Hessen spürbar. Mit Blick auf die vorgesehenen Transportroute könnten die Regionen Kassel, Gießen, Frankfurt, Wiesbaden sowie Bad Hersfeld und Darmstadt betroffen sein, heißt es in einer Antwort der Staatskanzlei in Wiesbaden auf eine Anfrage der Linke-Landtagsfraktion. Für die Verlegung von Truppenteilen per Luft seien die Flughäfen Frankfurt und der US-Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim vorgesehen. Ob der zuletzt aufgeflammte Konflikt zwischen den USA und dem Iran Auswirkungen auf die geplante Übung haben wird, ist unklar.

Als „potenziell“ betroffen von der Übung nannte die Staatskanzlei auch die Landkreise Marburg-Biedenkopf, Schwalm-Eder und Hersfeld-Rotenburg sowie Bergstraße. Der Bundeswehrstandort im nordhessischen Fritzlar sei als möglicher Rastplatz vorgesehen. „Ob es Bewegungen durch Hessen geben wird oder ob Bundeswehranlagen in Hessen genutzt werden, ist noch nicht abschließend entschieden“, schränkte der Chef der Staatskanzlei Axel Wintermeyer ein.

Das US-Militär will mit „Defender Europe 20“ die Verlegung von Truppen aus den USA nach Polen und ins Baltikum üben. Nach Angaben der US-Streitkräfte sollen 37 000 Soldaten teilnehmen. Geplant sei die umfangreichste Truppenverlegung aus den USA nach Europa in den vergangenen 25 Jahren. Ziel sei, die Einsatzbereitschaft innerhalb der Nato zu erhöhen und mögliche Gegner abzuschrecken, erklärte das US-Militär.

Deutschland wird logistische Drehscheibe bei der von den US-Streitkräften geführten Übung, an der sich insgesamt 19 Staaten beteiligen. Zwischen April und Mai werden die Truppen mit Unterstützung der Bundeswehr durch Deutschland geführt. Die US-Truppen bringen ihr Gerät teils mit, teils lagert es bereits in Europa. Nach Angaben der Staatskanzlei werden unter anderem 8600 Radfahrzeuge und 1100 Kettenfahrzeuge aus Nordamerika eingeschifft oder eingeflogen.

„Defender Europe 20“ werde in Europa deutlich sichtbar sein, erklärte die Bundeswehr auf ihrer Internetpräsenz. Unter den 37 000 Soldaten seien mehr als 20 000, die aus Kontinental-Amerika mitsamt Material und Fahrzeugen in Westeuropa ankommen und danach durch zehn Länder gen Osten fahren. „Der Hauptverlegezeitraum der US-United States-Verbände in Europa reicht von Februar bis in den Mai 2020.“ Die etwa 4000 Kilometer lange Konvoi-Routen seien eine große Wegstrecke für eine Übung. Bereits 2019 sei unter anderem getestet worden, ob US-Panzer auf deutsche Tieflader passen.

In Hessen könnten die Truppen sowohl auf den Schienen als auch auf der Straße unterwegs sein, teilte die Staatskanzlei mit. Dies könnte zu vorübergehenden Verzögerungen führen. „Straßen- als auch Schienentransporte werden weitgehend außerhalb der Hauptverkehrszeiten geplant, darüber hinaus wird dem zivilen Personen- und Güterverkehr Vorrang gewährt.“ Nach Aussage des europäischen Hauptquartiers der US-Armee werde es während der Osterfeiertage sowie in den Ferien keine Truppenbewegungen geben.

Kritik an der Übung kommt von der Linksfraktion: „Ob ein solches Säbelrasseln zu mehr Sicherheit beiträgt, darf bezweifelt werden“, erklärte der Abgeordnete Jan Schalauske. „Im Gegenteil ist eher zu befürchten, dass durch solche Manöver die Kriegsgefahr in Europa wachsen könnte.“

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