CDU wählt Kramp-Karrenbauer:Die Vernunft hat gesiegt

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Annegret Kramp-Karrenbauer folgt nach 18 Jahren Angela Merkel als Parteivorsitzende der CDU nach. Ihre beiden Konkurrenten möchte sie in die Führung der Partei einbinden. (Foto: AFP)

Kontinuität statt Risiko - die CDU hat sich mit AKK für die sichere Variante entschieden. Aber die Zukunft der Partei hängt auch von Merz ab.

Kommentar von Stefan Braun, Hamburg

Sie hat es also geschafft und alle Angriffe des jüngeren und des älteren Konkurrenten abwehren können: Die neue CDU-Vorsitzende heißt Annegret Kramp-Karrenbauer. Ein knapper Vorsprung, aber eine Mehrheit. Und das ist entscheidend. Es kam nicht überraschend, dass die Frauen im Saal besonders laut gefeiert haben.

Die Partei, die einst von Konrad Adenauer und Helmut Kohl geprägt wurde, hat sich damit nicht unbedingt für ein aufregenderes Leben und erst recht nicht für das große Risiko entschieden. Kramp-Karrenbauer, die alle nur noch AKK rufen, steht für andere Botschaften. Sie will nach 18 Jahren Angela Merkel keine Revolution ausrufen, sondern einen kontrollierten Neuanfang starten. Pragmatisch, praktisch, verlässlich. So jedenfalls wird sie es planen.

Und das, so kann man den Erfolg wohl lesen, ist ihr größter Trumpf im Wettstreit mit Jens Spahn und Friedrich Merz gewesen. Zu riskant, zu provozierend hat am Ende eine Mehrheit der Delegierten die Konkurrenz empfunden. Da wirkte AKK solider, beruhigender, moderierender. Das ist den meisten dann doch lieber gewesen.

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Zumal mit der 56-jährigen Saarländerin auch kein schneller Streit mit der Kanzlerin droht. Kramp-Karrenbauer und Merkel verstehen sich gut, sie gehen loyal miteinander um. Sie haben sich sogar schon aus der Patsche geholfen. Als die Saarländerin Anfang des Jahres ihr Amt als Ministerpräsidentin aufgab, um CDU-Generalsekretärin zu werden, war das ein besonderer Akt der Solidarität. Mit keinem anderen Schritt hätte AKK der damals politisch angeschlagenen Angela Merkel mehr Luft verschaffen können. Indem Kramp-Karrenbauer kam, konnte Merkel erst mal bleiben.

Nicht jeder Misston wird zum Sturzversuch

Mag sein, dass auch AKK Profilierungsfelder brauchen wird; mag gut sein, dass sie in dieser oder jener Frage auch bewusst auf Distanz geht. Trotzdem wird bei ihr nicht aus jedem Misston ein Sturzversuch gemacht werden - auch deshalb dürften viele Delegierte am Ende für AKK votiert haben.

Probleme drohen an anderer Stelle. Und sie sind nach diesen fünf Wochen nicht minder gefährlich. Da ist zum einen die große Anhängerschaft von Merz, die nun erneut den kürzeren gezogen hat - und das erst mal wird verdauen müssen. Bei vielen dieser Leute gilt AKK als Verlängerung der Ära Merkel. Und genau das wollten sie mit der Unterstützung für den früheren Fraktionschef verhindern.

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Umso mehr muss AKK nun klug und kreativ sein, um entweder Merz selbst, auf alle Fälle aber seine Anhänger mit entschiedenen Signalen an Bord zu halten. Wenn Sie klug ist, setzt sie auf Versöhnung und Einbindung - und das könnte zum Beispiel bedeuten, ihn uneitel zum Chef einer CDU-Zukunftskommission zu machen, angesiedelt an der Parteispitze.

Ob das klappen kann? Das hängt nicht nur von AKK ab, sondern auch von dem, der gegen sie verloren hat. Wenn Merz seine Leidenschaft für die CDU nicht nur vorgespielt hat, dann dürfte er in den vergangenen fünf Wochen gelernt haben, mit welcher Leidenschaft für die CDU auch seine Kontrahentin unterwegs ist. Entsprechend groß wäre seine Geste, würde er seine besonderen Fähigkeiten jetzt nicht wieder brach liegen lassen, sondern in den Dienst der Partei stellen.

Noch immer kann Merz mit seinen rhetorischen Fähigkeiten und seiner politischen Energie viele anstecken. Umso wichtiger wäre es, diese jetzt nicht in negative Energie umzuwandeln. Dass die Gefahr groß ist, steht außer Frage. Dass Merz jetzt besonderen Einfluss auf den Zusammenhalt hat, ist unstrittig.

Dabei ist eines auch richtig: Ohne seine Kandidatur hätte es keinen wirklich großen Wettstreit gegeben. Eher wäre die Partei Gefahr gelaufen, einen allzu friedlichen und gefährlich langweiligen Machtwechsel einzuleiten.

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Es wird deshalb spannend sein zu sehen, ob AKK selbst das erkannt hat. Wie stellt sie die Partei neu auf? Wen holt sie in ihr Team? Und vor allem: wie geht sie mit Merz und seinen Anhängern um?

So glücklich sie über ihren Wahlsieg zu recht sein wird, so dringend nötig wäre es, ein neuerliches Schisma zwischen den Merkelianern und den Merzianern zu verhindern. Da ist Phantasie gefragt, aber da könnte zur Integration auch Härte nötig werden. In den letzten Jahren sind die wichtigsten Posten in Partei und Kabinett ganz selbstverständlich an getreue Mitstreiter vergeben worden. Jedenfalls weitgehend. Will Kramp-Karrenbauer halten, was sie in den fünf Wochen Wettstreit versprach, dann könnte es bald Überraschungen geben. In der Parteiführung, aber auch im Kabinett, dessen Zusammensetzung künftig nicht mehr nur von Angela Merkel, sondern auch von Annegret Kramp-Karrenbauer mit bestimmt wird.

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