Italien:Meloni "erstaunt" über deutsche Finanzhilfe für Seenotretter

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Bundeskanzler Olaf Scholz und die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sind uneins, was den Umgang mit Seenotrettern angeht. (Foto: Roberto Monaldo/AP)

Die Bundesregierung will Organisationen fördern, die sich auf italienischem Boden um Migranten kümmern. Die Regierung in Rom betrachtet das als Einmischung.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni steht wegen der aktuell hohen Migrantenzahl unter Druck, nun schießt sie gegen Bundeskanzler Olaf Scholz. In einem Brief an ihn schrieb die Rechtspolitikerin, sie habe mit Erstaunen erfahren, dass die deutsche Regierung Organisationen, die sich in Italien um Bootsmigranten kümmern, finanziell unterstützen will, wie italienische Medien berichteten. Sowohl Melonis Amtssitz als auch die Bundesregierung bestätigen die Existenz des Briefs. "Das Schreiben wird beantwortet", sagt ein Sprecher der Bundesregierung.

Rom betrachtet die Förderung der Hilfsorganisationen durch die Bundesregierung als Einmischung in inneritalienische Angelegenheiten. Das Auswärtige Amt hatte am Freitag darauf verwiesen, dass damit ein Beschluss des Bundestags umgesetzt werde. Das erste Geld - jeweils zwischen 400 000 und 800 000 Euro - solle "in Kürze" ausgezahlt werden, an ein Projekt zur Versorgung an Land und ein Projekt zur Rettung auf See. Eine der Organisationen ist SOS Humanity. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte am Montag: "Es dauerte eine Zeit, bis dann die verschiedenen förderungswürdigen Nichtregierungsorganisationen ausgewählt worden sind. Das ist jetzt passiert, und dementsprechend kommt jetzt auch die Förderung." Festgelegt hatte die Förderung der Bundestag.

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Die deutsche Unterstützung mit erheblichen Mitteln von solchen Organisationen, die auf italienischem Territorium agieren, werfe Fragen auf, so Meloni in dem Brief. Dies sei außerdem nicht mit der italienischen Regierung abgestimmt gewesen. Stattdessen sollten die EU-Staaten, die an einer konkreten Unterstützung Italiens interessiert sind, eher strukturelle Lösungen finden, hieß es in dem Brief der Regierungschefin an Scholz weiter. Sie nannte etwa die Arbeit an einer EU-Initiative mit den Transitländern in Nordafrika.

Die Regierung in Rom hatte bereits in den vergangenen Tagen immer härtere Töne gegen Berlin angeschlagen. Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto sprach etwa von einem "sehr schwerwiegenden" Verhalten. Crosetto gehört wie Meloni zur ultrarechten Regierungspartei Fratelli d'Italia.

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