Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Medikamente haben vergangenes Jahr einen Rekordwert von 52,9 Milliarden Euro erreicht. Das zeigen Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Demnach haben die Kosten im Zehnjahresvergleich um 88 Prozent zugenommen, während die Zahl der Verordnungen nur um 12,6 Prozent gestiegen sind.
Kostentreiber seien vor allem die patentgeschützten Arzneimittel. Sie machten inzwischen mehr als die Hälfte der Medikamentenausgaben bei den gesetzlichen Kassen aus. Und das, obwohl sie nur 6,8 Prozent der verordneten Tagesdosen abdeckten. Im Dezember 2022 hätten patentgeschützte Medikamente pro Packung mit durchschnittlich 20 600 Euro zu Buche geschlagen, ein Jahr zuvor seien es noch 14 300 Euro gewesen.
Fast vier Milliarden Euro für Mittel, die keine Verbesserung bedeuten
Der langjährige Trend, "dass patentierte Arzneimittel immer mehr kosten, jedoch gleichzeitig immer weniger zur Versorgung beitragen", setze sich damit fort, sagt WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Er rechnet deshalb mit einem weiteren Anstieg der GKV-Ausgaben. Zwar habe der Bund versucht, diese Kosten einzudämmen, insbesondere mit dem seit 2011 geltenden Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarkts. Dies hätte auch dazu geführt, dass viele neue Medikamente ohne Zusatznutzen ausgesiebt worden seien. Dennoch hätten die Kassen allein 2021 fast vier Milliarden Euro für Produkte aufgewendet, die keinerlei Verbesserung der medizinischen Versorgung brächten.
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Pharmafirmen nutzen die Zeit, in der ein neu entwickeltes Medikament durch ein Patent geschützt ist, um hohe Preise im Markt durchzusetzen. Sie rechtfertigen dies mit Milliardenkosten bei der Entwicklung neuer Arzneien. Sobald der Schutz ausläuft, steigen auch Generika-Hersteller in die Produktion ein, der Preis sinkt.
Paula Piechotta, Gesundheitsexpertin der Grünen, fordert eine Debatte darüber, ob die derzeitige Entwicklung für Unternehmen und Versicherungen nachhaltig ist. In den USA würden die Preise für patentgeschützte Medikamente zunehmend beschränkt. "Wir müssen auch im deutschen Gesundheitswesen bei der Preisgestaltung noch stärker zwischen echten Medikamenten-Innovationen und Scheininnovationen unterscheiden", erklärt Piechotta. Das belohne die Unternehmen, "die patientenrelevante Innovationen entwickeln".