Die Lufthansa streicht ihre Flüge von und nach China. Europas größte Fluggesellschaft mit ihren Töchtern folgt damit angesichts des neuartigen Coronavirus ihrem Konkurrenten British Airways und anderen Fluggesellschaften, wie das Unternehmen in Frankfurt bestätigte.
"Lufthansa, SWISS und Austrian Airlines werden ihre Flüge von und nach China (Festland) bis 9. Februar aussetzen. Aus operativen Gründen ist die Buchungsannahme für Flüge nach China (Festland) bis Ende Februar gestoppt. Hongkong wird weiter wie geplant angeflogen", teilte das Unternehmen per Twitter mit. Weiter hieß es dort, die Ziele würdennoch ein letztes Mal angeflogen "um unseren Gästen die Möglichkeit zu geben, ihren geplanten Flug wahrzunehmen sowie unsere Crews nach Deutschland, in die Schweiz und nach Österreich zurückzuholen".
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Zuvor war bekannt geworden, dass es an Bord einer Lufthansa-Maschine nach China einen Corona-Verdachtsfall gegeben hat. An dem am Mittwochmorgen in Nanjing gelandeten Flug LH780 aus Frankfurt hatte auch ein Mann teilgenommen, der von den chinesischen Behörden als Risikofall eingestuft wurde, bestätigte das Unternehmen in Frankfurt. Der Chinese soll gehustet haben und zwei Wochen zuvor in der Stadt Wuhan gewesen sein, in der das neuartige Coronavirus zuerst bemerkt worden war. Ob er tatsächlich infiziert ist, blieb zunächst unklar.
Die Passagiere, die jeweils drei Reihen vor und hinter dem Mann saßen, seien von den chinesischen Behörden ebenso untersucht worden wie die Crew des Airbus A 340, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Nach der medizinischen Untersuchung seien sie als unbedenklich entlassen worden. Flugbegleiter und Piloten seien dann umgehend in die nächste Maschine nach Frankfurt umgestiegen. Der Rückflug LH781 sollte am Mittwochabend in Frankfurt landen. Die deutschen Behörden seien über das Vorgehen informiert worden, erklärte die Fluggesellschaft.
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In China haben sich inzwischen nach offiziellen Angaben mindestens 5974 Menschen mit dem Virus angesteckt. Das sind etwa 650 Infizierte mehr, als es 2002 und 2003 bei der Sars-Pandemie in dem Land gab. Allerdings war die Sterberate damals wesentlich höher. An dem neuen Virus sind in China bislang 132 Menschen gestorben, an Sars damals 348, weltweit waren es etwa 800. Bei Sars handelt es sich um eine Infektion der Atemwege, die ebenfalls von Viren aus der Corona-Familie ausgelöst wird. "Das neue Coronavirus ist zu 80 Prozent mit Sars verwandt und gelangt über den selben Rezeptor in die Lungenzellen", sagt William Keevil, Biologe an der University of Southampton.
Quarantäne auf der Weihnachtsinsel
Australien beschloss, Staatsbürger aus den besonders gefährdeten Gebieten in China auszufliegen - und sie auf der Weihnachtsinsel unter Quarantäne zu stellen. Sie ist australisches Territorium und liegt im Indischen Ozean, rund 1500 Kilometer vom Festland entfernt. Dort befindet sich ein umstrittenes Immigrationsgefängnis.
Doch die Australier beschäftigen sich auch mit der Frage, wie sich das Virus als Ganzes bekämpfen lässt. Wissenschaftlern ist es dort gelungen, den Erreger im Labor zu reproduzieren. Der Durchbruch könnte dazu beitragen, die globale Ausbreitung der Krankheit zu bekämpfen. "Mit dem echten Virus haben wir jetzt die Möglichkeit, alle Testmethoden zu validieren und zu verifizieren und ihre Empfindlichkeiten und Besonderheiten zu vergleichen", sagt Julian Druce, Leiter des Labors für Virusindentifikation am Peter-Doherty-Institut in Melbourne. Die gezüchtete Virusprobe könne so bei der Entwicklung eines Impfstoffs helfen.
Russland forscht mit China ebenfalls an einem Impfstoff. Peking habe Erbgut des Erregers übergeben, teilt das russische Konsulat im chinesischen Guangzhou mit. In Russland gibt es bislang noch keinen bestätigten Fall der Erkrankung.
Der Ausbruch der Krankheit bringt in einigen Ländern auch Töne mit sich, die als diskriminierend wahrgenommen werden. Eine Online-Petition aus Malaysia sammelte bis Mittwoch mehr als 400 000 Unterstützer. Darin wird ein Einreiseverbot für Chinesen gefordert. Das Virus habe sich in der Welt durch eine "unhygienische Lebensweise" verbreitet, heißt es in der Petition mit Blick auf die chinesische Bevölkerung. In Malaysia gibt es laut der Zeitung Straits Times aus Singapur sieben bestätigte Fälle. In Frankreich, wo es mehrere Fälle gibt, prangerten Menschen asiatischer Herkunft diskriminierendes Verhalten an. Unter dem Hashtag #JeNeSuisPasUnVirus (auf Deutsch: Ich bin kein Virus) berichteten sie in den sozialen Netzwerken von ihren Erfahrungen mit Rassismus im Alltag seit Aufkommen des Virus.
Italienische Hoteliers bangen derweil um den Tourismus aus China. "Wir haben schon viele Stornierungen und Absagen bekommen, vor allem von Gruppen und Pauschalreisenden", sagte der Präsident des Hotelverbandes Federalberghi, Bernabò Bocca, der Nachrichtenagentur Ansa. "Wir bereiten uns auf noch schwerere Schäden vor. Und es werden keine kleinen Verluste sein, das können wir schon sagen." Für Italien gehört der chinesische Markt zu den wichtigsten im Tourismusbereich. Städte wie Rom oder Venedig sind besonders beliebt. Gruppen aus China bringen vor allem in der Nebensaison um das chinesische Neujahr im Winter viel Geld.