Kampf um Parteivorsitz:Laschet warnt die CDU vor einem Rechtsruck

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"Ich möchte die künftige inhaltliche Ausrichtung der CDU mitbestimmen", sagt Armin Laschet. (Foto: Stefan Finger/laif)

Im Interview erklärt der NRW-Ministerpräsident, was ein neuer CDU-Parteichef mitbringen muss und warum er selbst nicht zur Wahl antritt.

Von Ferdos Forudastan und Christian Wernicke

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat sich vehement gegen Bestrebungen von Teilen der Union ausgesprochen, die CDU nach rechts zu rücken. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte Laschet: "Ich bin überzeugt, dass eine solche Achsenverschiebung falsch wäre." Als Chef des NRW-Landesverbandes und Vize-Chef der Bundes-CDU ist er ein Schwergewicht der Partei.

Laschet distanzierte sich außerdem indirekt von jüngsten kritischen Äußerungen Jens Spahns, Bundesgesundheitsminister und einer der Bewerber um den CDU-Vorsitz, zur Aufnahme von Flüchtlingen. Laschet sagte: "Ich halte es jedenfalls für einen Fehler, auch aktuell wieder den Eindruck zu erwecken, die Migration sei das größte aller Probleme. Diese Analyse ist sachlich und politisch falsch und schadet."

Neben Spahn bewerben sich CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und der frühere Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz um die Nachfolge von Angela Merkel an der Spitze der Partei. Merkel hatte am Montag angekündigt, nicht erneut für den Posten zu kandidieren.

Laschet kündigte an, sich beim Prozess rund um die künftige Parteispitze dafür einzusetzen, dass die Christdemokraten einen "Kurs der Mitte" nicht verließen. Der 57-jährige CDU-Vize erläuterte, warum er sich vorerst nicht um die Merkel-Nachfolge als Bundespartei-Vorsitzender bewirbt. "Mit der jetzt geplanten Trennung von Kanzleramt und Parteivorsitz ist das Amt des Regierungschefs im größten Bundesland nicht zu vereinbaren."

Laschet bemängelt das miserable Bild der großen Koalition

Zugleich ließ Laschet jedoch durchblicken, dass diese Entsagung nur momentan gilt. Auf eine spätere Kanzlerkandidatur etwa gegen Ende der Legislaturperiode verzichtet er keineswegs. "Meine Überzeugung war stets, dass es eine bewährte Tradition der CDU ist, Kanzlerschaft und Parteivorsitz in eine Hand zu legen, wenn die Partei Regierungsverantwortung hat." Merkel hatte hingegen angekündigt, sie wolle das Parteiamt abgeben, aber bis Ende der Legislaturperiode im Jahr 2021 regieren. Nur für das Parteiamt in Berlin, so Laschet zur SZ, "kann ich nicht eine erfolgreiche Regierung des größten Bundeslands gefährden".

Laschet benennt präzise Kriterien, die die neue Person an der Spitze der Partei aus seiner Sicht zu erfüllen habe: "Sie müsste auf jeden Fall entschieden proeuropäisch sein. Sie müsste für den Zusammenhalt dieser Gesellschaft stehen und Ressentiments gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen ablehnen. Sie müsste die soziale Marktwirtschaft überzeugt und überzeugend vertreten. Und, völlig klar: Sie müsste Wahlen gewinnen können."

Laschet bemängelte das miserable Bild der großen Koalition in Berlin. Dies sei der Hauptgrund für die schweren Verluste von Union und SPD bei den jüngsten Wahlen: "Unsere erste Antwort muss jetzt sein: Regiert endlich, nutzt die Zeit, bewegt etwas!"

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