Diplomatie:Warum der SPD-Chef ein Pferd geschenkt bekommt

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Ein Pferd als Geschenk - selbst reiten kann Lars Klingbeil übrigens nicht. (Foto: Batbold Yondonrenchin)

Es geschah auf einer Mongolei-Reise. Lars Klingbeil gab dem Tier den Namen "Goldene Zukunft" und tätschelte es lächelnd.

Von Georg Ismar

Für Lars Klingbeil ist der Asien-Trip in diesen Tagen besser gelaufen als gedacht. In China wurde der SPD-Chef von Ministerpräsident Li Qiang empfangen. Trotz aller Probleme will man den vor 39 Jahren begonnenen Dialog zwischen der SPD und der KP neu beleben. Und in der Mongolei bekam Klingbeil ein Pferd geschenkt. Das gilt dort als besonders große Ehrerbietung. Klingbeil steht damit nun in einer Reihe mit UN-Generalsekretär António Guterres, Joe Biden, Frank-Walter Steinmeier, Ursula von der Leyen und Donald Trump.

Was in China die Panda-Diplomatie ist - so bekam der Zoo in Duisburg Rote Pandas und der in Berlin Große Pandas -, ist in der Mongolei die Pferde-Diplomatie. Man wünscht dem Gast damit schnellen Erfolg. So schnell wie die mongolischen Pferde es sind, heißt es in Ulan-Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Erfolg kann Klingbeil angesichts des Zustands der Ampelkoalition und der SPD-Umfragewerte sicher gebrauchen.

Der Besuch in der Mongolei war Klingbeil besonders wichtig. Dort regiert mit Premier Luwsannamsrajn Ojun-Erdene ein Vertreter der Mongolischen Volkspartei, die zur sozialdemokratischen Parteienfamilie gehört. Das Land liegt etwas eingequetscht zwischen den Großmächten Russland und China, Klingbeil spricht von einer "Insel der Demokratie inmitten einer einzigartigen geopolitischen Lage". Er unterzeichnete dort eine Absichtserklärung für eine engere Kooperation beider Parteien. Gerade werden dort einige progressive Gesetze auf den Weg gebracht, etwa ein Frauenanteil von mindestens 40 Prozent im Parlament und eine Verfassungsreform.

Klingbeil gab dem Pferd den Namen "Goldene Zukunft" und tätschelte es lächelnd. Mit seiner Größe überragt Klingbeil sogar sein Pferd. Selbst reiten kann er übrigens nicht. Im Vorfeld der Reise war das Pferdegeschenk der SPD schon avisiert worden, weshalb gleich die Frage im Willy-Brandt-Haus aufkam, was man mit dem Pferd mache, ein Transport im Flugzeug sei ja schwerlich zuzumuten. Doch es bleibt traditionell in der Mongolei.

Als Trumps Sohn Barron stellvertretend für den US-Präsidenten ein mongolisches Pferd geschenkt bekam, zögerte Trump nicht lange mit dem Namen für das Pferd: "Victory". Joe Biden, damals noch Vizepräsident, nannte "sein" Pferd wegen der Familienwurzeln "Celtic". Ursula von der Leyen, selbst Reiterin, bekam als Verteidigungsministerin nur ein "gebrauchtes" Pferd - es war das gleiche, das zuvor schon ihr amerikanischer Amtskollege erhalten hatte. "Du heißt Andaa", flüsterte von der Leyen zu dem Pferd, das ebenfalls im Land blieb. Das heißt Freund, guter Gefährte. Der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier nahm 2014 ein Pferd mit dem Namen "Donnernde Hufe" in Empfang.

Eigentlich soll das Gastland von unhandlichen oder tierischen Geschenken abgehalten werden

Das Ganze dient auch insofern der eigenen Diplomatie, als Vertreter der Mongolei damit immer einen herrlichen Gesprächseinstieg haben. So berichtete der mongolische Botschafter in Deutschland, Birvaa Mandakhbileg, dem heutigen Bundespräsidenten Steinmeier bei der Übergabe seines Beglaubigungsschreibens, wie es dem Pferd gehe.

Das Protokoll des Auswärtigen Amtes ist bemüht, das Gastland von allzu unhandlichen oder tierischen Geschenken abzuhalten. Wenn das misslingt, gilt die Regel, dass Staatsgeschenke im Heimatland verbleiben. In Niedersachsen, einem Bundesland, das sogar das Pferd im Wappen trägt, hat das einmal nicht ganz so gut geklappt, da ging es um ein Kamel aus Kasachstan. Es war kein Geschenk an einen Politiker, aber die Sache wurde dann sehr politisch. Der Bau-Unternehmer Günter Papenburg, gut vernetzt mit Kanzler Gerhard Schröder, bekam vom kasachischen Staatspräsidenten 1999 das Kamel geschenkt.

Bei der Ankunft auf dem Flughafen Hannover wurde die Einreise verweigert, abschieben oder einschläfern wurden als Optionen diskutiert. Schließlich erwirkte der damalige Ministerpräsident Gerhard Glogowski (SPD), dass das Kamel in den Zoo Hannover durfte. Das Dromedar namens Tula wurde einer Zoosprecherin zufolge dann zwei Jahre später, 2001, an einen privaten Halter abgegeben.

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