Krise zwischen USA und Nordkorea:Wie es um das US-Atomwaffenarsenal bestellt ist

Lesezeit: 2 Min.

Atomtest in der Wüste von Nevada (Foto: dpa)
  • US-Präsident Trump droht Nordkorea mit einem militärischen Angriff und hat einen Atomschlag angedeutet.
  • Dabei haben die USA Tausende nukleare Sprengköpfe, doch die militärische Infrastruktur ist veraltet.
  • Trump hat zu Unrecht behauptet, er habe das atomare Arsenal modernisieren lassen.

Von Jana Anzlinger

Er kennt die klügsten Menschen, baut die höchste Mauer und wird vom größten Publikum gefeiert: Donald Trump lebt in einer Welt der Superlative. Sein neuester ist allerdings gar nicht so witzig: "Meine erste Anordnung als Präsident war, dass unser nukleares Arsenal erneuert und modernisiert wird. Jetzt ist es wesentlich stärker und mächtiger als je zuvor ...", schrieb der US-Präsident vor wenigen Tagen auf Twitter.

Er schob zwar noch nach, er hoffe, die Atomwaffen nie benutzen zu müssen. Trotzdem beunruhigt es Beobachter, dass der US-Präsident in kurzem Abstand mit Atomwaffen prahlt und Nordkorea mit "Feuer und Wut" droht.

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Mittlerweile hat Trump erklärt, die USA hätten "die militärischen Lösungen nun vollständig vorbereitet". Doch wie gut vorbereitet ist das US-Arsenal tatsächlich auf einen möglichen militärischen Konflikt?

Die angespannte Situation weckt Erinnerungen an den Kalten Krieg, als Atomschläge eine reale Bedrohung waren. In der Hochphase des Konflikts in den 1980ern sollen die USA viermal so viele atomare Sprengköpfe besessen haben wie heute. Zahlenmäßig ist das Arsenal also keineswegs "stärker als je zuvor".

Trotzdem sind noch 7000 Sprengköpfe übrig, über die Trump verfügen kann. 1650 davon sind dafür vorbereitet, spontan mit Interkontinentalraketen, U-Booten oder Langstreckenbombern in die Welt transportiert zu werden. Die Verteilung auf verschiedene Transportmittel wird als nukleare Triade bezeichnet. Die Idee dahinter: U-Boote, Flugzeugträger, Militärbasen und Flughäfen können nicht alle gleichzeitig angegriffen und vernichtet werden. So wären die USA in der Lage, auf den sogenannten Erstschlag eines Widersachers mit einem nuklearen Zweitschlag zu reagieren.

Die größte Nuklearmacht mit den meisten Bomben sind die USA nicht zwangsläufig. Russland hat das Arsenal der Sowjetunion geerbt und verfügt über in etwa genauso viele Bomber, U-Boote und Raketen. Zusammen haben die beiden Staaten fast 14 000 Sprengköpfe. Die restlichen knapp 1000, die es auf der Welt gibt, befinden sicht nicht alle in Nordkorea, sondern sind außerdem im Besitz von Frankreich, Großbritannien, China, Indien, Pakistan und, Gerüchten zufolge, Israel.

Präsident Barack Obama, Trumps Vorgänger, hat in seiner Amtszeit mit Russland einen Vertrag geschlossen, um einen Aufrüstungs-Wettkampf zu vermeiden, wie es ihn im Kalten Krieg gegeben hatte. "New START" soll die Tradition der START-Atomwaffensperrverträge fortsetzen. Doch Trump soll Putin gegenüber gedroht haben, er werde "New START" wieder aufkündigen.

Ein großer Teil der Infrastruktur, die die 7000 Sprengköpfe der USA umgibt, ist in die Jahre gekommen. Die Waffenlager sind 60 Jahre alt, Mitarbeiter sprechen von undichten Dächern und Schädlingen im Labor. General John Hyten, Befehlshaber des United States Strategic Command, sagte im März gegenüber einem Kongress-Ausschuss, die bestehenden Systeme seien hoffnungslos veraltet, vor allem Warn- und Kommunikationsprogramme. Die Mitarbeiter sollen schlecht ausgebildet und nicht auf den Ernstfall vorbereitet sein und der verurteilte Anführer einer Drogengang soll nur ein Beispiel für einen Raketenzuständigen außer Kontrolle gewesen sein.

Bislang wurde das Arsenal schrittweise immer wieder verbessert, zum Beispiel indem Raketen neu programmiert wurden, damit sie ihr Ziel besser finden. Präsident Obama hat allerdings in Auftrag gegeben, neue U-Boote zu kaufen und an einem Langstreckenbomber zu forschen. Was gerade im Arsenal modernisiert wird, wurde also nicht von Trump befohlen.

Was der US-Präsident zu Beginn seiner Amtszeit angeordnet hat, ist eine Studie, mit der das Nukleararsenal geprüft werden soll. Doch selbst, ob diese Studie überhaupt durchgeführt wird, ist unklar. So sagte der Vorsitzende des Vereins "Arms Control Association" der Washington Post: "Das nukleare Arsenal ist heute genau dasselbe wie am Tag vor der Amtseinführung."

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