Die politische Ordnung Europas ist eine Kriegsgeburt. Dasselbe gilt für fast alle EU-Staaten. Kriege haben Europa geprägt wie kein anderer Faktor. Die Wahrnehmung des Krieges als dem großen Zukunftsgestalter endete für die Europäer mit dem Zweiten Weltkrieg. Die Erfindung der Europäischen Union markierte einen präzedenzlosen historischen Sonderweg. Man integrierte den Nationalstaat in eine überstaatliche Ordnung, in der fortan die Konfliktregelung durch Krieg als ausgeschlossen galt. Militärisches Engagement sollte, wenn überhaupt, lediglich punktuell und als humanitäre Intervention erfolgen. Mit diesem Modell entwickelte Europa nach 1945 ein einzigartiges Laboratorium der pazifistischen Moderne - welches angesichts der Realitäten des 21. Jahrhunderts nun jedoch an seine Grenzen stößt.
Internationale Politik:Was Europa versäumt hat
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Seit dem Beginn von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine muss Europa versuchen, sich in einer neuen Welt zu behaupten. Wie das gelingen kann, zeigen zwei eindrucksvolle Bücher.
Von Florian Keisinger
Andrej Kurkow:"Der Krieg wird nicht in der Ukraine bleiben"
Der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow erzählt, warum er sein Land nicht verlassen will, er Wladimir Putin für überschätzt hält und er kein Fan von Wolodimir Selenskij ist.
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