Erfurt:Schließfächer halten Stadtbesuchern Hände frei

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Ein Reisender verstaut seinen Rollkoffer in einem Schließfach. (Foto: Gregor Fischer/dpa/Archivbild)

Wer als Tagestourist nach Thüringen kommt, steht oft vor der Frage: Wohin mit dem Gepäck? Viele Städte bieten deshalb Zusatzangebote zu den Schließfächern an...

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Erfurt/Weimar (dpa/th) - Wer als Tagestourist nach Thüringen kommt, steht oft vor der Frage: Wohin mit dem Gepäck? Viele Städte bieten deshalb Zusatzangebote zu den Schließfächern an Bahnhöfen. „Bedarf gibt es etwa bei Radfahrern, die auf dem Radfernweg Thüringer Städtekette unterwegs sind. Aber auch bei Einwohnern, die bei einem Stadtbummel gern die Hände frei haben“, sagte Elisabeth Fahrig von Erfurt Tourismus in einer Umfrage der Deutschen-Presse-Agentur. Dabei reicht die Spanne von kostenlosen Abstellangeboten bis hin zu Fächern mit integrierten Auflademöglichkeiten für E-Bikes oder Smartphones - mit durchwachsenem Erfolg.

Die Landeshauptstadt Erfurt etwa bietet zusätzlich zu den 179 Schließfächern der Bahn am Hauptbahnhof neun Fächer direkt neben der Tourist Information im Zentrum. „Die Fächer werden sehr gut genutzt, Leerstand gibt es nur selten“, bilanzierte Fahrig. Aktuell seien sie derzeit nicht benutzbar, weil neue Türen eingebaut würden. Nach der Fertigstellung in etwa zwei Wochen soll das Angebot dann sogar kostenlos sein; bisher zahlen Nutzer zwei Euro. Die neuen Türen sind mit Zahlenschlössern ausgestattet, die ähnlich funktionieren wie Mini-Tresore in Hotelzimmern.

Um dem Ansturm von Tagesgästen auf den Weihnachtsmarkt gerecht zu werden, unterhielten die Erfurter Verkehrsbetriebe (EVAG) sogar zeitweise einen zum „mobilen Schließfach“ umgebauten Gepäckbus. Das Projekt wurde aber vor drei Jahren wegen der hohen Kosten und geringen Nachfrage eingestellt, wie eine EVAG-Sprecherin berichtete. Während das Einkaufszentrum „Anger 1“ ebenfalls Schließfächer für entspanntes Shoppen anbietet, ist das im „Thüringen Park“ nicht der Fall.

In Weimar griffen viele Besucher neben den 64 Schließfächern am Bahnhof auch auf die Angebote der Museen zurück, sagte Stadtsprecher Andy Faupel. Für Radfahrer gebe es zudem in der Schwanseestraße von der „Impulsregion Erfurt, Weimar, Jena“ finanzierte, abschließbare Gelasse. Die Stadtwerke Weimar hätten sogar kostenfreie Stromanschlüsse zum Aufladen von E-Bikes beigesteuert. „Leider wird dieses Angebot wenig genutzt - über die Gründe können wir nur mutmaßen.“ Nach der Sanierung der Tourist Information sollen dort weitere, 24 Stunden zugängliche Fächer entstehen.

In Jena existieren einem Stadtsprecher zufolge ebenfalls kommunal betriebene Schließfächer, um das Angebot der Bahn zu ergänzen. Diese würden allerdings nur moderat in Anspruch genommen.

Größter Anbieter von Abstellmöglichkeiten ist in Thüringen aber nach wie vor die Bahn, die auch beispielsweise in Nordhausen und Eisenach Schließfächer bereithält. „Angebot und Nachfrage sind optimal und auch auf ein erhöhtes Reiseaufkommen zu den Weihnachtsmärkten und Großveranstaltungen ausgelegt“, meinte der Bahn-Pressesprecher für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Jörg Bönisch.

Weil je nach Betreiber alle Fächer nach spätestens 72 Stunden geleert und in der Regel mehrmals wöchentlich gereinigt werden sowie regelmäßig vom TÜV geprüft werden müssen, entstehen laufende Kosten. Was bei der Leerung liegen bleibt, kann je nach Betreiber im Fundbüro der Bahn oder in der Tourist-Information abgeholt werden. „Wertsachen sind aber selten dabei, meistens sind es Kleinigkeiten,“ sagte Fahrig von Erfurt Tourismus.

Dass Schließfächer - wie in Agentenfilmen - aber hin und wieder auch für ungewöhnliches Gepäck genutzt werden, zeigte sich erst Ende Januar: Am Erfurter Hauptbahnhof hatte die Polizei damals nach Zeugenhinweisen alle Gelasse geöffnet und dabei eine Schreckschusswaffe und 10 000 Euro Bargeld sichergestellt. „Vandalismus oder gar Aufbrüche sind hingegen kein Problem“, resümierte Bahn-Sprecher Bönisch.

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