Österreich:Abstoßend

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Geschäft mit Furcht vor Fremdem: Ein Plakat der FPÖ zur Europawahl im Jahr 2009. (Foto: Reuters)

Im Wiener Wahlkampf wird gerne die Angst geschürt, die Stadt stehe kurz vor der Übernahme durch das Böse. Dabei sitzt der Feind längst mittendrin.

Kolumne von Karl-Markus Gauß

Gegen Ende der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts hat mich ein Mann, der fünfzig Jahre älter war als ich, zum Freund erkoren. Das halbe Jahrhundert, das uns trennte, hatte uns zusammengebracht. Ich konnte nicht viel dagegen machen, denn Theo Waldinger, der einer jüdischen Wiener Familie entstammte, 1938 aus Österreich ums Überleben fliehen musste und in die USA gelangte, war gleichermaßen interessant, liebenswürdig - und zielstrebig. Er hatte ein klares Ziel, das ihn nach so vielen Jahren wieder regelmäßig von Chicago nach Österreich kommen ließ: Er wollte das literarische Werk seines Bruders, des einst hoch angesehenen, mittlerweile vergessenen Lyrikers Ernst Waldinger, neu herausbringen, und dafür hatte er ausgerechnet mich zu seinem Mitstreiter ernannt.

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