Halb voll oder halb leer? Zumindest Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat diese Frage für sich entschieden. "Gemeinsam haben wir heute ein Zeichen der weltweiten Solidarität gesetzt", sagt sie. Der weiteren Arbeit des "Grünen Klimafonds" stehe nichts im Wege. Schließlich sind mehr als 9,3 Milliarden Dollar, umgerechnet also 8,9 Milliarden Euro, zusammengekommen für den Fonds, der Entwicklungsländer beim Klimaschutz unterstützt. Ob das viel ist oder wenig, darüber lässt sich streiten.
Die Bundesregierung hatte nach Bonn geladen, zur Geberkonferenz für den Fonds. Wie in früheren Jahren ging Deutschland mit gutem Beispiel voran: Zwei Milliarden Euro, umgerechnet 2,1 Milliarden Euro, legte Berlin vor. Weitere zwei Milliarden Dollar hatte Großbritannien schon zugesagt, aus Frankreich kommen knapp 1,7 Milliarden Dollar. Auf 700 Millionen Dollar summieren sich die Zusagen aus Dänemark, Spanien, Österreich und Luxemburg. Kurzum: Von den 9,3 Milliarden kommen mehr als zwei Drittel aus einer Handvoll europäischer Staaten. So viel zur "weltweiten Solidarität".
Der weltgrößte Klimasünder gibt nichts
Es handele sich um ein "Zwischenergebnis", räumt auch Schulze ein. Die USA und Schweden müssten noch "die Voraussetzungen schaffen", um Mittel überweisen zu können, fünf Länder wollen im Vorfeld des nächsten UN-Klimagipfels noch etwas vorlegen. Der beginnt Ende November. Der Fonds soll helfen, das Vertrauen der Entwicklungsländer zu stärken, dass Industriestaaten ihre Verantwortung für den Klimawandel ernst nehmen. "Die wichtigste Währung ist Vertrauen", sagt Schulze.
Das allerdings könnte auch leiden. Noch bei der letzten Runde 2019 waren knapp zehn Milliarden Dollar zusammengekommen. "Wir haben uns ein ambitionierteres Ergebnis erhofft", sagt David Eckstein, Experte für Klimafinanzen bei Germanwatch. Japan und Norwegen haben ihre Beiträge verringert, vom weltgrößten Klimasünder China kommt weniger als vom kleinen Nachbarn Mongolei, der 100 000 Dollar gibt. Nämlich nichts.