UN-Klimakonferenz in Glasgow:Viele müssen leider draußen bleiben

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Manche Nationen könnten durch den Klimawandel schon bald unbewohnbar werden: Fischer im pazifischen Inselstaat Kiribati. (Foto: David Gray/REUTERS)

Mangel an Impfstoff, strikte Quarantäne: Umweltgruppen fordern, den UN-Klimagipfel zu verschieben - weil Corona-Regeln gerade Vertreter armer Staaten ausschlössen. Doch viele Länder haben Angst, dann noch mehr Zeit zu verlieren.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Weltumspannend, lebensgefährlich, schwer zu kontrollieren: Gerne werden Klimawandel und Corona-Pandemie verglichen. Mit einem Unterschied, wie der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Ghebreyesus, dieser Tage noch einmal unterstrichen hat: "Die Pandemie wird enden - aber für die Klimakrise gibt es keine Impfung." Doch womöglich gibt es noch nicht einmal eine Impfung für alle, die am nächsten UN-Klimagipfel teilnehmen wollen. Und dagegen äußert sich nun immer lauterer Protest.

In gut sieben Wochen soll die Konferenz im schottischen Glasgow beginnen, es soll das wichtigste Treffen seit dem Klima-Durchbruch von Paris 2015 werden. Reihenweise haben Staaten zuletzt angekündigt, mehr für den Klimaschutz zu machen, in Glasgow sollen sie ihre Zusagen dingfest machen. Auch US-Präsident Joe Biden hat Dienstag sein Kommen versprochen, schließlich "müssen wir den Rest der Welt bewegen". Doch nun melden ausgerechnet jene Bedenken an, die diese Bewegung am meisten wollen: Die Phalanx der internationalen Umwelt- und Klimaverbände verlangt eine Verschiebung des Gipfels - wegen der Pandemie.

Viele Teilnehmer könnten deshalb nicht anreisen, beklagt deren Netzwerk CAN International. Gerade aus dem globalen Süden würden Delegierte, Beobachter und Journalisten ausgeschlossen - entweder weil sie nicht rechtzeitig geimpft wurden, oder weil sie sich kostspielige Quarantäne-Aufenthalte in britischen Hotels nicht leisten könnten. Andere müssten befürchten, gar nicht nach Glasgow zu gelangen, weil Zwischenstationen auf dem Weg nach Schottland für den Transit gesperrt und Umwege teuer sind.

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"Unsere Sorge ist, dass die Staaten außen vor bleiben, die am stärksten unter der Klimakrise leiden", sagt Tasneem Essop, der Chef des Netzwerks. Eine faire Beteiligung des Südens sei "schwer vorstellbar". Zumal der schon bei der Versorgung mit Impfstoffen von reichen Staaten im Stich gelassen worden sei. "Es fehlt echte Solidarität", sagt auch Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan.

Bei Klimagipfeln spielt das Netzwerk eine wichtige Rolle. 1500 Organisationen aus 130 Ländern haben sich hier zusammengeschlossen, gemeinsam unterhalten sie Drähte in alle wichtigen Delegationen. CAN versteht sich auch als Anwalt derjenigen, die besonders unter Folgen des Klimawandels leiden. Doch genau die halten nichts von einer Verschiebung. Am Mittwoch etwa meldete sich Mohamed Nasheed zu Wort, der einstige Präsident der Malediven und Sprecher eines Zusammenschlusses 48 besonders verletzlicher Staaten. "Da bin ich anderer Meinung", teilt Nasheed über Twitter mit: "Wir sind im Klima-Notstand und können nicht warten." Eine Verschiebung koste wertvolle Zeit.

Auch Großbritannien will den Gipfel auf keinen Fall verschieben. London zahlt Impfungen für Teilnehmer und auch Quarantänehotels. Man arbeite "unermüdlich" an einem sicheren und zugänglichen Klimagipfel, sagt dessen designierter Präsident Alok Sharma. Die Konferenz sei wegen Corona schließlich schon einmal um ein Jahr verschoben worden. "Und wir wissen alle, dass der Klimawandel keine Pause gemacht hat."

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