Italien:Made in Italy!

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Das Croissant heißt in Italien "Cornetto". Wie man zu dem Hörnchen sagt, wird auch künftig jedem freigestellt sein. (Foto: Alessandra Schellnegger/Alessandra Schellnegger)

Wie ein Postfaschist die italienische Sprache vor Fremdwörtern schützen will.

Von . und Oliver Meiler, Rom

Die italienische Sprache ist ja so schön, gesungen und gesprochen, dass sie rund im Ohr liegt und sich eigentlich selbst genügt. Aber klar, auch das Italienische ist ein lebendiges Wesen, offen für Kontaminierungen aus anderen Sprachen. Aus dem Englischen vorab. Wobei man sagen muss: Viel ist es nicht, zumindest nicht im Vergleich zum Deutschen. Eine Miniansteckung, höchstens. Für den römischen Abgeordneten Fabio Rampelli von den postfaschistischen Fratelli d'Italia aber ist wenig schon viel zu viel.

Rampelli, 62 Jahre alt, früher mal ein großer Schwimmer, hat einen Gesetzesentwurf in acht Artikeln vorgelegt, der das Italienische vor dem "Ausufern" des Fremden schützen soll. Im öffentlichen Raum, auf Formularen aus den Ämtern, im Fernsehen - überall soll dem Englischen gewehrt werden. Und wer dagegen verstoße, soll mit Geldstrafen von 5000 bis 100 000 Euro belegt werden. Rampellis Argument geht so: "Wer sich nicht verständlich ausdrückt oder nicht will, dass man ihn versteht, ist antidemokratisch." Die Globalisierung bedrohe die Muttersprachen.

Nun, bei dieser Vorlage wähnt man sich natürlich reflexartig an den Nationalismus des Urfaschismus erinnert, an den Drang des Duce zur Glorifizierung des Urtümlichen. Doch die Prognose sei gewagt, dass sie es nie zum Gesetz bringen wird, wie viele andere auch nicht.

Und was ist mit den Konjunktiven?, fragt der "Corriere della Sera"

Das liegt zunächst an Rampelli. Aus nie erörterten Gründen ist er aus der Gunst von Giorgia Meloni gefallen, die er politisch einst großgezogen hatte, wie ein großer Bruder. Sie war 14, als sie ihn kennenlernte. Alle Stationen: Man sah sie immer Seite an Seite. Als die Ziehschwester dann aber im Herbst Ministerpräsidentin wurde, war kein wichtiger Posten für ihn da, nicht einmal ein Staatssekretariat. Rampelli soll seither sehr, sehr gekränkt sein.

Der Corriere della Sera hat ihn in einem Interview zu seinem Gesetzesentwurf befragt, mehr belustig als ernsthaft. Und da sagte Rampelli, Meloni selbst habe nichts von dieser Initiative gewusst. Die Zeitung fragte auch noch, ob wir dann in Zukunft zur lieben "Bar" nur noch "Caffè" sagen dürfen und ob das Wort "Cocktail" noch straffrei sei. Oder das Hörnchen: Muss es "Cornetto" heißen, oder geht ab und an vielleicht auch "Croissant"?

Rampelli beteuert, sein Gesetz würde ohnehin nur für die öffentliche Verwaltung gelten. Doch der Ton ist gesetzt, das Thema kippt halt schnell ins Groteske, es lenkt auch von Wichtigerem ab. Der Corriere schreibt, Italien habe kein Problem mit Fremdwörtern, sondern, wenn schon, mit Parlamentariern, die den Konjunktiv nicht beherrschten. Ja, und auch die überbürokratisierte Sprache des Staates sei problematisch, die versteht man tatsächlich selten.

Die Pointe zu dieser Geschichte aber haben sich die Postfaschisten selbst ausgedacht. Nach dem Wahlsieg stand ihnen der Sinn danach, mit neuen Namen für Ministerien ihr nationalistisches Credo zu schärfen. Ein Wink an die Wähler. So wurde aus dem Ministerium für die wirtschaftliche Entwicklung das "Ministerium der Unternehmen und des Made in Italy" - so, mit der englischen Entlehnung für das Exportsiegel: "Ministero delle Imprese e del Made in Italy". Ein Sakrileg für Puristen, ein Kurzschluss im System der Chefbewahrer des längst Vergangenen.

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