Nahostkonflikt:Israel öffnet Grenzübergänge zum Gazastreifen wieder

Lesezeit: 2 min

Palästinenser laufen zwischen den Trümmern von Gebäuden, die bei einem israelischen Angriff beschädigt wurden. (Foto: Ibraheem Abu Mustafa /Reuters)

Die Waffenruhe scheint zu halten. Ein vorläufiges Ende der Gewalt zwischen Israel und der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad ist greifbar.

Eine Waffenruhe zwischen Israel und der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad scheint - nach erneuten Kämpfen bis in die Nacht - nun zu halten. Israel hat inzwischen seine Grenzübergänge zum Gazastreifen wieder geöffnet. Der Erez-Grenzübergang und der Warenübergang Kerem Schalom seien wieder offen, teilte das israelische Verteidigungsministerium am Sonntag bei Twitter mit und veröffentlichte Bilder von Tank- und Lastwagen, die offenbar am Sonntagmorgen die Grenze passierten. Die Eröffnung der Übergänge deutete auf eine echte Entspannung hin.

Die Waffenruhe war am Samstag um 22 Uhr Ortszeit (21 Uhr MESZ) in Kraft getreten. Ein Anführer des Dschihads bestätigte diese Einigung mit Israel im ägyptischen Fernsehen ebenso wie Israels Nationaler Sicherheitsberater Tzachi Hanegb. Dieser dankte Ägypten für dessen "große Anstrengungen" bei Vermittlungen über ein Ende der Kämpfe. Ihm zufolge soll "Ruhe mit Ruhe" beantwortet werden.

Ägypten hatte sich schon kurz nach Ausbruch der Gewalt am Dienstag - und wie schon oft zuvor - als Vermittler ins Spiel gebracht. Die Verhandlungen über eine Waffenruhe verliefen zunächst jedoch stockend. Bereits am Mittwoch gab es nach Armeeangaben eine Art inoffizielle Erklärung über eine Waffenruhe. Noch nach Bekanntwerden des Abkommens am Samstagabend feuerten militante Palästinenser zahlreiche Raketen auf Israel ab. Medien berichteten von Raketenalarm auf Nirim und Ein Hashlosha nahe der Grenze zum Gazastreifen. Auch im Großraum Tel Avivs heulten die Warnsirenen und waren Explosionen zu hören. Drei Israelis verletzten sich Rettungssanitätern zufolge auf dem Weg zu Schutzräumen. Israels Luftwaffe griff erneut Ziele in dem Küstenstreifen an.

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Die US-Regierung begrüßte die Waffenruhe. Die USA hätten eng mit regionalen Partnern zusammengearbeitet, um diese Lösung zu erreichen, um weitere Verluste an Menschenleben zu verhindern, teilte das Weiße Haus am Samstagabend (Ortszeit) mit. Washington bedankte sich außerdem bei Ägypten für die "entscheidenden diplomatischen Bemühungen". "Die Vereinigten Staaten sind der Ansicht, dass sowohl Israelis als auch Palästinenser es verdienen, in Sicherheit zu leben und in gleichem Maße von Freiheit, Wohlstand und Demokratie zu profitieren", teilte das US-Außenministerium mit.

Großangelegte Militäroffensive gegen den Dschihad im Gazastreifen

Israel ging seit Dienstag in einer großangelegten Militäroffensive gegen den Dschihad im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Armee wurden mehr als 370 Stellungen angegriffen und sechs hochrangige Mitglieder gezielt getötet. Der Dschihad gilt nach der Hamas als zweitstärkste militärische Kraft im Gazastreifen und strebt die Zerstörung Israels an. Die militanten Palästinenser feuerten in den vergangenen Tagen nach Armeeangaben mehr als 1200 Raketen und Mörsergranaten Richtung Israel, 970 davon überquerten die Grenze. Im Gazastreifen wurden seit Beginn der israelischen Militäroffensive 33 Menschen getötet, darunter sechs Kinder. Mehr als 140 wurden verletzt. Nach Angaben der israelischen Armee wurden vier Zivilisten von fehlgeleiteten Dschihad-Raketen getötet. Unabhängig war dies zunächst nicht zu überprüfen.

Am Samstag kam zudem ein Palästinenser aus dem Gazastreifen nach einem Raketeneinschlag auf israelischer Seite ums Leben. Er hatte demnach eine Erlaubnis, um in Israel zu arbeiten und wurde von einer vom Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen. In Israel kam zudem am Donnerstag eine 80-Jährige beim Einschlag einer Rakete ums Leben.

Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen. Die Hamas hatte in dem palästinensischen Gebiet 2007 gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.

© SZ/rtr/dpa/che/dta - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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