Human Rights Watch über Russland:Anzahl von "Hassverbrechen" gegen Homosexuelle steigt

Lesezeit: 2 Min.

  • Human Rights Watch beklagt einen Anstieg homophober Übergriffe in Russland. Die Organisation führt die Angriffe auf ein Gesetz zurück, das homosexuelle "Propaganda" verbietet.
  • Der aktuelle Bericht der Menschrechtsorganisation beklagt eine mangelnde juristische Unterstützung der Opfer von "Hassverbrechen".
  • Human Rights Watch hat Interviews mit 78 Opfern geführt - sie berichten von heftigen Gewaltübergriffen und Erniedrigung.

Homophobe Gewalt steigt

Human Rights Watch (HRW) sieht einen Anstieg von Angriffen, Belästigungen und der Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. Die Menschenrechtsorganisation führt dies in ihrem Bericht "Lizenz zu verletzen" auf ein Gesetz gegen homosexuelle "Propaganda" zurück. Im vergangenen Jahr war es in Kraft getreten ist.

Das Gesetz würde "Diskriminierung legalisieren", so Tanya Cooper von HRW. Die Behörden ignorierten die Verbrechen mutwillig und kümmerten sich nicht um die Opfer. "Die Behörden müssen aufhören, Homophobie zu fördern und zu tolerieren", forderte Cooper. Zwar hätten die Behörden die Mittel, gegen homophobe Gewalt vorzugehen, nicht aber den Willen, diese auch einzusetzen.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Basierend auf den Aussagen von 78 Opfern sogenannter "Hassverbrechen" beklagte der Bericht die mangelnde juristische Unterstützung, die diesen Menschen zuteil werde. "Für gewöhnlich heißt es, dass es sich gar nicht um ein 'Hassverbrechen' handele, da die Mehrheit der Russen Schwule hasse. Deswegen sei es normal, sie zu hassen und zu verprügeln", zitierte HRW die Anwältin Xenia Kiritschenko, die sich bei der Gruppe Coming Out für die Rechte Homosexueller einsetzt.

Putins Strategie "traditionelle Familie und gesunde Nation"

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im Juni 2013 ein Gesetz unterzeichnet, dass die "Propagierung" homosexueller Beziehungen gegenüber Minderjährigen unter Strafe stellt. Er betonte aber, dass Schwule und Lesben entgegen Anschuldigungen aus dem Westen in Russland nicht verfolgt würden. Im Dezember sagte er, dass sein Land nicht vorhabe, "Menschen mit nicht-traditioneller Orientierung" zu verfolgen, womit er sich auf Homosexuelle bezog. Die Bevorzugung der "traditionellen Familie und gesunden Nation" sei jedoch eine strategische Entscheidung Russlands, sagte Putin.

Russland hatte Homosexualität 1993 entkriminalisiert. Homophobes Verhalten bleibt jedoch weit verbreitet und nahezu keine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens hat sich bislang als homosexuell geoutet.

Opfer erblindet auf dem linken Auge

In dem Bericht "Lizenz zu verletzen" berichten Opfer von Gewalt und Erniedrigung durch ihre Peiniger. "Sie stellten sich in einem Kreis um mich herum auf, fragten mich über mein Sex-Leben aus. Dann zwangen sie mich laut zu schreien, ich sei schwul und pädophil", beschreibt einer der Interviewten. Er will unerkannt bleiben.

Dmitrij Schischewski beschreibt dagegen offen, wie ihn die Angreifer als "Tunte" beschimpften und ihm mit einem Luftgewehr ins Gesicht schossen. Er ist auf dem linken Auge blind. Andrei Nasonow wurde während einer Demonstration von Unbekannten bewusstlos geschlagen. Er floh in die USA, wo er Asyl beantragt hat.

© dgr/anri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: