Das Politische Buch:"In der Gegend von Tarnów auf Judentreibjagd"

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Eine ganz normale Kleinstadt in Polen: Tarnów um 1935. (Foto: Imago)

Agnieszka Wierzcholska beschreibt das Schicksal der jüdischen Einwohner von Tarnów zwischen 1918 und 1956. Eine brillante Fallstudie über den Holocaust, der vor aller Augen stattfand - und die auch für nichtjüdische Polen brisante Wahrheiten enthält.

Rezension von Ludger Heid

Tarnów ist eine polnische Stadt, 75 Kilometer östlich von Kraków (Krakau) gelegen. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts sind hier Juden bezeugt. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Hälfte der Bevölkerung jüdisch. Fromm ging es unter den Tarnówer Juden zu. Die Synagogen und Gebetstuben waren am Schabbat voll. Die Stadt war dann wie verwandelt. Ein Rabbiner erinnert sich: "Seine Majestät, der shabes, verbreitete sein Königreich über alle Gassen und Viertel, wo Juden mit seidenen kapotes und shtraymlekh umhergingen." Die Topografie der Stadt war von jüdischen und katholischen Gotteshäusern geprägt, der Schabbat war für die Christen ein bekannter und sichtbarer Feiertag, die Kirchenglocken waren sonntags für die Juden der Stadt hörbar.

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