Besuch in Israel:Wüst fragt Ergebnis seines Corona-Tests zu spät ab

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Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, beim Besuch der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. (Foto: Ralph Sondermann/DPA)

In Jerusalem nimmt der NRW-Ministerpräsident einen Termin wahr - obwohl theoretisch schon ein positives Testergebnis vorlag.

Von Jana Stegemann und Christian Wernicke, Düsseldorf

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrick Wüst (CDU) hat während seines Israel-Aufenthalts in Unkenntnis eines positiven Corona-Tests offenbar riskiert, die israelische Wirtschaftsministerin Orna Barbivai anzustecken. Das berichten mitreisende Journalisten der Funke-Mediengruppe, der Rheinischen Post und des WDR. Demnach nahm der CDU-Politiker am 14. März gegen 13 Uhr mittags einen Termin in Jerusalem war, obwohl der positive Bescheid eines amtlichen PCR-Tests elektronisch bereits seit knapp einer Stunde abrufbar war. Das Testergebnis prüfte Wüst jedoch erst zwei Stunden nach dem Gespräch. Allerdings wusste Wüst schon seit dem Vorabend, dass ein PCR-Test seiner Personenschützerin nach der Landung in Israel positiv ausgefallen war.

Der NRW-Regierungschef hat sich in Debatten um den Kurs der deutschen Corona-Politik wiederholt gegen verfrühte Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen und als Mitglied von "Team Vorsicht" profiliert. Das neue Infektionsschutz-Gesetz der Berliner Ampel-Koalition kritisierte er zuletzt als "das exakte Gegenteil" dessen, was man benötige, um schnell auf Verschärfungen der Pandemielage reagieren zu können: Den Ländern würden so "effektive Werkzeuge für einen Basisschutz genommen". Seine jüngste (aus Israel vorgetragene) Forderung, in den Schulen von NRW die Maskenpflicht bis Ostern aufrechtzuerhalten, hatte Ende voriger Woche Irritationen bei seinem Koalitionspartner FDP ausgelöst.

In Düsseldorf wird Wüst im Laufe dieser Woche erwartet

Wüst sitzt seit dem 14. März, dem Montag voriger Woche, in Jerusalem in der Suite des Luxushotels "King David" fest. Dorthin hatte er sich am Nachmittag zurückgezogen,, nachdem er gegen 15.45 Uhr Ortszeit erstmals Kenntnis von seinem positiven Testergebnis erhalten hatte. In Düsseldorf wird erwartet, dass der Ministerpräsident noch im Laufe dieser Woche zurückkehrt.

Nach seiner Ankunft am 13. März hatte sich Wüst - wie alle Mitglieder seiner Delegation - auf dem Flughafen "Ben Gurion" in Tel Aviv gleich zwei PCR-Tests unterzogen. Zunächst stellte sich der 46-jährige Politiker dem offiziellen Test der israelischen Gesundheitsbehörde. Da dessen Ergebnis jedoch erst nach zwölf bis 24 Stunden vorliegt, machte Wüst direkt vor dem Terminal noch einen zweiten, kostenpflichtigen "Express-Test." Dies tun viele Reisende, um sich nach ihrer Ankunft in Israel schneller frei bewegen und Termine wahrnehmen zu können.

Das Resultat seines "Express-Tests" erfuhr Wüst dann am Sonntagabend: negativ. So konnte der NRW-Regierungschef am Montagmorgen einen Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wahrnehmen. Allerdings wusste Wüst da auch schon von dem positiven Eil-Test seiner Leibwächterin, und dass sich diese deshalb unverzüglich in Quarantäne begeben hatte.

Die israelische Ministerin ließ sich präventiv testen: negativ

Am Montag um 12.09 Uhr, so Medienberichte, habe dann auch das Ergebnis des offiziellen Corona-Tests vorgelegen. Dies sei Wüst per SMS und E-Mail mitgeteilt worden. Warum es Wüst und seine Mitarbeiter auf der 20-minütigen Autofahrt von Yad Vashem zum israelischen Wirtschaftsministerium versäumten, das Resultat abzurufen, ist unklar: Dazu hätte es nur der Eingabe seiner Passnummer bedurft. Dies holte Wüst erst gegen 15.45 Uhr nach - Resultat "positiv".

Hendrik Wüst zu Besuch bei der israelischen Ministerin Orna Barbivai, ohne Maske. (Foto: Screenshot Sat 1)

Noch unbelastet von dieser Nachricht kam Wüst stattdessen um 13 Uhr im Wirtschaftsministerium an. Nach dem Gespräch mit der liberalen Ministerin Orna Barbivai präsentierte sich der Gast den Journalisten und Fotografen unbeschwert neben seiner Gastgeberin - und ohne Mund-Nasenschutz.

Barbivai, die erst am Dienstag von der Infektion ihres deutschen Besuchers erfuhr, ließ sich dann präventiv testen: negativ. Zwei Journalisten aus Wüsts Delegation hingegen erfuhren nach ihrer Rückkehr in Deutschland, dass sie sich infiziert hatten. Sie erkrankten. Bei wem sie sich angesteckt haben, wissen sie nicht.

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