Proteste in Hamburg:Klimaaktivisten blockieren Schienen und eine Brücke

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Klimaprotest mit internationaler Ausrichtung: Aktivisten blockieren Gleisanlagen beim Hamburger Hafen. (Foto: FABIAN BIMMER/REUTERS)

Die Polizei geht mit Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor. Am Freitag soll es Sabotageakte an einer Pipeline gegeben haben.

Von Yannik Achternbosch, Hamburg

Mehrere Stunden sind die etwa 500 Aktivistinnen und Aktivisten des Bündnisses "Ende Gelände" mit viel begleitender Polizei durch Hamburg gelaufen, zwischenzeitlichen haben sie sich mit S-Bahnen dem Hafen genähert. Es handelt sich bei ihnen um den sogenannten "lila Finger". "Finger", so nennen die Bündnisse der Klimabewegung eine Gruppe von Aktivisten, die ein gemeinsames Ziel anstreben. Als neben dem Demozug das Kohlekraftwerk Moorburg auftaucht, geht alles sehr schnell - auch wenn das Kraftwerk 2021 vom Netz genommen wurde.

Die Aktivisten mit ihren weißen Maleranzügen versuchen, auf eine Brücke mit Schienen abzubiegen. Die Polizisten wollen das verhindern, setzen Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Mehrere Aktivisten sind verletzt und müssen von Sanitätern behandelt werden, einer blutet stark. "Aus der Gruppe der Aktivisten heraus ist es zu einem Pfeffersprayeinsatz gegen Polizisten gekommen", sagte ein Sprecher der Polizei Hamburg. Die Polizisten vor Ort hätten darauf dann ihrerseits mit Pfefferspray reagiert.

Der "lila Finger" teilt sich deshalb auf. Eine kleinere Gruppe Aktivisten blockiert die Kattwykbrücke. Diese Zugbrücke ist keine wichtige Verkehrsader, verläuft aber über der Süderelbe, die wichtig für den Schiffsverkehr innerhalb des Hafens ist. Sie müsste nach oben gefahren werden, damit große Schiffe in andere Bereiche des Hafens fahren können. Die Polizei fährt deshalb zwei Wasserwerfer auf und beschießt die Aktivisten mit Sprühstöße. Nach einiger Zeit geben die auf und ziehen sich zum Camp zurück.

Aktivistinnen beschmieren eine Pipeline mit Bitumen und beschädigen Baustellenfahrzeuge

Näher an ihr Ziel sind die zwei anderen Finger gelangt, die am Samstag ebenfalls im "System Change Camp" in Hamburg-Altona gestartet sind. Der "goldene Finger" hat Gleisanlagen beim Hamburger Hafen erreicht und blockiert - eine wichtige Verbindung für Güter, die in Hamburg per Schiff ankommen und mit dem Zug weitertransportiert werden sollen. Der "rosa Finger" blockiert weiterhin Schienen und eine Zufahrt am stillgelegten Kraftwerk Moorburg.

Eine Pressesprecherin von "Ende Gelände", Charly Dietz, äußert sich zu den Aktionen insgesamt zufrieden: "Alle Finger haben ihre Aktionsziele erreicht." Außerdem habe das Bündnis seine Ankündigung wahr gemacht und bereits am Freitag bei der Blockade einer Pipeline-Baustelle in Wilhelmshaven dafür gesorgt, dass diese längerfristig blockiert ist. Auch mit Sabotage: Einige Aktivistinnen hätten demnach die Rohre der Pipeline mit Bitumen beschmiert, einer Art Teer, "und so dafür gesorgt, dass diese nicht mehr eingesetzt werden können". Außerdem seien die Spiegel von Baustellenfahrzeugen beschädigt worden.

Dietz kritisierte die "erheblichen Maßnahmen der Polizei gegen die Aktivisten".

Mit ihren Aktionstagen in und um Hamburg wollen unter anderem die Bündnisse "Ende Gelände" und "...ums Ganze" nach eigener Aussage ein Zeichen gegen fossile Energien setzen. Und das mit einem internationalen Ansatz: Auf einer Zwischenkundgebung während der Demonstration sprach unter anderem Juan Pablo, ein Aktivist aus Kolumbien. Ein Teil der Steinkohle, der in deutschen Kohlekraftwerken verbrannt wird, stammt aus dem lateinamerikanischen Land.

"Fünfergruppen, Sie können alle zählen," ruft ein Polizist

Bereits vor der Blockade war innerhalb des Demonstrationszugs deutlich hörbar, dass die Aktivistinnen nicht nur aus Deutschland kommen. Die Kommunikation per Megafon erfolgte auf Englisch, die gerufenen Sprüche waren wahlweise englisch, deutsch, französisch oder italienisch.

Die Durchsagen der Polizei sind hingegen ausschließlich auf Deutsch. "Entfernen Sie sich unverzüglich und in Kleingruppen." Dieser Aufforderung kommen die Aktivisten vorerst nicht nach. Sie harren aus, teils stehend, teils sitzend. Nur die Sprechchöre sind verstummt, die Stimmung ist weiterhin angespannt. "Fünfergruppen, Sie können alle zählen," ruft ein Polizist. Und tatsächlich, eine erste Gruppe verlässt die ehemalige Versammlung. Polizei und Aktivisten müssen sich auf einen langen Abend einstellen, sollte dieses Tempo beibehalten werden.

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