Hacker-Attacken aus Russland:Biden erwägt Gegenschlag

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Will Russland nach den neuerlichen Hacker-Angriffen eine Antwort "zukommen lassen": US-Präsident Joe Biden. (Foto: Andrew Harnik/AP)

Das Weiße Haus macht die russische Regierung für die jüngsten Hacker-Attacken der Gruppe "REvil" mitverantwortlich. Jede amerikanische Antwort - ebenso wie jede Nicht-Antwort - birgt ernsthaftes Eskalationspotenzial.

Von Hubert Wetzel

Nur wenige Wochen nach seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin steht Joe Biden vor einer folgenschweren Entscheidung: Wie soll er auf die anhaltenden Hacker-Attacken einer von Russland aus operierenden Gruppe von Cyber-Kriminellen antworten? Bei dem Gespräch mit Putin in Genf vor einem Monat hatte der US-Präsident klargemacht, dass die USA derartige Angriffe auf Firmen und Regierungsbehörden im Westen künftig beantworten würden. Die jüngste Welle von Hacker-Attacken durch die Gruppe, die sich "REvil" nennt, wird in Washington dementsprechend als direkte Provokation gesehen. Am Mittwoch traf sich Biden daher mit ranghohen Beamten aus dem Außen-, dem Justiz- sowie dem Heimatschutzministerium, um über einen möglichen Gegenschlag zu beraten.

Biden nannte nach den Gesprächen keine Details. Man werde Russland eine Antwort "zukommen lassen", sagt er lediglich. Welche Form diese Antwort haben wird, blieb offen. Das hängt vermutlich auch von der genauen Analyse der Angriffe der vergangenen Tage ab. Dabei wurden die Computernetzwerke von Hunderten Firmen im Westen gehackt und deren Daten verschlüsselt. Die Gruppe REvil verlangte von den Unternehmen dann Lösegeld in Millionenhöhe - für einen Code zur Entschlüsselung der Daten. Das Geld sollte in der virtuellen Währung Bitcoin bezahlt werden.

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Das Weiße Haus macht die russische Regierung für die Raubzüge der Gruppe REvil mitverantwortlich. Moskau, so die Argumentation, könnte die Attacken unterbinden, wenn es das wolle. "Wenn die russische Regierung nicht gegen kriminelle Akteure in Russland vorgehen kann oder will, dann werden wir das tun oder uns zumindest das Recht vorbehalten, tätig zu werden", warnte Bidens Sprecherin Jen Psaki am Dienstag.

Anders als in der Vergangenheit hatte REvil mit den jüngsten Angriffen nicht auf Unternehmen gezielt, die zur sogenannten kritischen Infrastruktur gehören. Vor zwei Monaten hatten Hacker-Attacken in den USA unter anderem eine wichtige Benzin-Pipeline sowie einen der größten Fleischkonzerne des Landes lahmgelegt. Dadurch war in Teilen der Vereinigten Staaten die Versorgung mit Kraftstoff und Fleisch gefährdet worden.

Biden kann seine rote Linie nicht dauerhaft ignorieren

Das war bei den neuen Angriffen nicht der Fall. Zudem war die Auswirkung der Attacken auf US-Unternehmen eher gering. Firmen in anderen westlichen Ländern, etwa in Schweden, waren weit härter betroffen. Womöglich lässt sich das bereits als Zeichen der Zurückhaltung Russlands gegenüber Washington interpretieren. Dass der US-Präsident öffentlich machen lässt, er habe mit seinen Experten über mögliche Gegenmaßnahmen beraten, deutet indes auf eine weniger wohlwollende Interpretation im Weißen Haus hin.

In jedem Fall birgt jede amerikanische Antwort - ebenso wie jede Nicht-Antwort - ernsthaftes Eskalationspotenzial. Russische Hacker haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass es fast kein Computersystem gibt, das vor ihnen sicher ist. Andererseits kann Biden die von ihm in Genf im Gespräch mit Putin gezogene rote Linie auch nicht dauerhaft ignorieren.

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