Politik Großbritannien:Tories diskutieren offenbar Absetzung der Premierministerin

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Die konservative Premierministerin Liz Truss scheint bei Wählern auf keinen grünen Zweig zu kommen. Nun sägen offenbar auch Parteikollegen an ihrem Ast. (Foto: Aaron Chown/dpa)

Liz Truss ist zwar erst kurz im Amt. Doch nach politischen und wirtschaftlichen Chaostagen mehren sich wohl selbst in ihrer eigenen Partei die Stimmen, die sie für untragbar halten, berichten britische Medien.

Von Claudia Koestler

Gerade einmal knapp einen Monat ist sie im Amt, doch der Start für die neue britische Premierministerin Liz Truss war mehr als holprig: Das britische Pfund rauschte in den Keller, nachdem sie ihre Haushaltsplanung vorgestellt hatte. Die Umfragewerte sackten gar noch tiefer als die Währung und sogar König Charles III. begrüßte Truss kürzlich zur wöchentlichen Audienz mit den Worten: "Back again. Oh dear, oh dear" ("Wieder da. Oh je, oh je").

Nun scheint auch der Rückhalt in der eigenen Partei zu schwinden: Einem Bericht der Times zufolge nimmt der Widerstand in der Konservativen Partei gegen Truss zu. Führende Tories, so schreibt das Blatt, diskutierten eine Ablösung der Regierungschefin nach nur gut einem Monat im Amt.

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Es gebe Überlegungen, einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen. Möglich sei auch ein Pakt zwischen Ex-Finanzminister Rishi Sunak und der Tory-Spitzenpolitikerin Penny Mordaunt, berichtet die Times unter Berufung auf ranghohe Parteimitglieder. Beide waren im internen Wettkampf um die Parteispitze an Truss gescheitert. Ein "Ältestenrat" aus Dutzenden ehemaligen Kabinettsmitgliedern sei bereit, Truss zur Aufgabe aufzufordern.

Der Premierministerin schlägt seit Wochen harte Kritik entgegen. Anlass ist der nur mit Schulden finanzierte Haushalt von Finanzminister Kwasi Kwarteng, der an den Finanzmärkten heftige Turbulenzen ausgelöst hatte. Weil die Proteste nicht nur von außerhalb, sondern auch aus der eigenen Partei kamen, nahmen Truss und Kwarteng die Streichung des Spitzensteuersatzes von 45 Prozent wieder zurück.

Nun dürfte eine weitere Kehrtwende anstehen. Eigentlich wollte die neue Regierung die noch von Truss' Vorgänger Boris Johnson beschlossene und für April 2023 angesetzte Erhöhung der Unternehmensteuer von 19 auf 25 Prozent streichen. Doch wie der Guardian schreibt, kommt die Erhöhung nun doch.

Die Märkte reagieren positiv, doch bei den Wählern scheint Truss auf keinen grünen Zweig mehr zu kommen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov für die Times sprechen sich 50 Prozent dafür aus, Truss vor die Tür zu setzen, nur neun Prozent stellten sich hinter die Regierungschefin.

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