Aktuelles Lexikon:Freitagsgebet

Pflichtveranstaltung für männliche Muslime - und Gelegenheit für Islamisten wie den Chef der Hisbollah.

Von Moritz Baumstieger

Wer etwa aus dem katholischen Bayern stammt und je an einem Freitag durch eine islamische Stadt gelaufen ist, mag sich gewundert haben: Es ist der heilige Tag des Gottesdienstes - und alle Läden haben offen? Dass Gläubige am siebten Tage ruhen sollen, dass ihnen gewisse Tätigkeiten gar untersagt wären wie am jüdischen Schabbat: Solche Gebote kennt der Islam nicht. Das Freitagsgebet in einer zentralen Moschee ist zwar von der Pubertät an verpflichtend für alle männlichen Muslime (und für die weiblichen empfohlen). Es findet nicht deshalb am Freitag statt, weil der ein Feiertag wäre - der Freitag ist höchstens ein besonderer Tag, weil da eben das Freitagsgebet stattfindet. Schon zu Zeiten Mohammeds wich die Gemeinde an diesem Tag mittags von der normalen Gebetsliturgie leicht ab - weil in Medina ein Markt stattfand, waren viele Muslime im Zentrum der Stadt versammelt, der Prophet nutzte die Gelegenheit, um Probleme anzusprechen, Streit zu schlichten. Und auch heute noch wird das eigentliche Gebetsritual verkürzt, um die Zeit für eine Predigt zu nutzen. Davor, danach haben die Geschäfte offen, geht das soziale Leben seinen Gang - auch wenn Führungsfiguren der Islamisten wie Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah die Aufmerksamkeit gern für ihre politischen Reden nutzen.

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