Lager in Griechenland:EU-Kommission fordert Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge

5276 unbegleitete Minderjährige sind zur Zeit in griechischen Flüchtlingslagern untergebracht. (Foto: REUTERS)
  • "Die Kommission ist besorgt über die schwierige Lage vor Ort", sagte eine Sprecherin der von Ursula von der Leyen geführten Behörde der Deutschen Presse-Agentur.
  • In ganz Griechenland waren Ende November 5276 unbegleitete Minderjährige registriert. Nur neun Prozent von ihnen sind jünger als 14 Jahre und damit im Sinne des Jugendschutzgesetzes Kinder
  • Einem Bericht des zuständigen National Center for Social Solidarity zufolge, habe es für die 5276 unbegleitete Minderjährige in Griechenland zuletzt nur 2216 geeignete Unterbringungsplätze gegeben.

Die EU-Kommission hat Deutschland und andere EU-Staaten aufgefordert, unbegleitete minderjährige Migranten aus überfüllten griechischen Aufnahmelagern aufzunehmen. "Die Kommission ist besorgt über die schwierige Lage vor Ort", sagte eine Sprecherin der von Ursula von der Leyen geführten Behörde der Deutschen Presse-Agentur. Man habe die EU-Mitgliedsstaaten bereits mehrfach aufgefordert, unbegleitete Minderjährige auf freiwilliger Basis umzusiedeln. Bislang war die Resonanz aber eher verhalten.

Nach jüngsten Angaben der EU-Kommission waren auf den Inseln Lesbos, Chios, Leros und Kos zuletzt 1922 unbegleitete Minderjährige registriert. In ganz Griechenland waren es Ende November 5276. Nur neun Prozent von ihnen sind jünger als 14 Jahre und damit im Sinne des Jugendschutzgesetzes Kinder. Von der Gesamtzahl der Minderjährigen sind 92 Prozent männlich. Einem Bericht des zuständigen National Center for Social Solidarity zufolge, habe es für die 5276 unbegleitete Minderjährige in Griechenland zuletzt nur 2216 geeignete Unterbringungsplätze gegeben. Demnach fehlen derzeit etwa 3000 Plätze.

Reaktion auf Habeck-Forderung
:Regierung pocht auf "europäische Lösung" für Flüchtlingskinder

Berlin plant aktuell keine Aufnahme von Kindern von den griechischen Inseln. Das machen die Sprecher von Regierung und Innenministerium klar - auch wenn die Lage dort "prekär" sei.

Am Wochenende hatte Grünen Chef Robert Habeck bereits gefordert, 4000 Kinder von den griechischen Inseln nach Deutschland zu holen. Die Bundesregierung hatte am Montag mitgeteilt, dass vorerst keine minderjährigen Flüchtlinge im Alleingang nach Deutschland geholt werden sollen. "Wir suchen für die Zukunft nach einer europäischen Lösung", erklärte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin. "Deutschland kann das nicht im Alleingang." Das eine europäische Lösung gefunden wird, gilt als unwahrscheinlich. Die EU-Staaten ringen seit Jahren vergeblich um einen gemeinsamen Kurs in der Flüchtlingspolitik. Wegen des Widerstandes von Ländern wie Polen und Ungarn gibt es aber bis heute kein System zur gerechten Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU.

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