EU - Bautzen:Gewerkschaft und Politik wollen Erhalt von Bombardier-Werken

Bahnindustrie
Ein Mitarbeiter des kanadischen Schienenfahrzeugherstellers Bombardier steht in einer Werkhalle. Foto: Sebastian Kahnert/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Bautzen (dpa/sn) - Nach der Ankündigung des französischen Bahnherstellers Alstom, die Zugsparte von Bombardier zu übernehmen, pocht die IG Metall Ostsachsen auf den Erhalt der Werke in Bautzen und Görlitz. "Hierzu fordern wir auch die Unterstützung der Bundes- und Landespolitik ein", erklärte der Erste Bevollmächtigte Jan Otto am Dienstag in Bautzen. "Das grundsätzliche Ziel, einen starken Player im Schienenfahrzeugbau zu schaffen, unterstützen wir als IG Metall Ostsachsen natürlich ganz besonders."

Auch der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) betonte: "Wichtig für Görlitz ist vor allem der Erhalt des Werksstandortes und der Arbeitsplätze." Zugleich verwies er darauf, dass der Entscheidungsprozess bis zu einer möglichen Übernahme rund ein Jahr dauern werde. "Es hängt von vielen Faktoren ab, ob dieser Kauf zustande kommt." Dazu gehörten vor allem auch kartellrechtliche Fragen, die am Ende in Brüssel entschieden würden. Mit Michael Fohrer, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von Bombardier Transportation Germany, stehe er in gutem Kontakt.

Staatssekretär Hartmut Mangold vom sächsischen Wirtschaftsministerium zeigte sich zuversichtlich. "Wir gehen davon aus, dass Alstom die Potenziale unserer beiden sächsischen Werke an den Standorten Bautzen und Görlitz erkennt und diese mit seinen engagierten, gut ausgebildeten und erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhalten wird", sagte er auf Anfrage in Dresden. Das Ministerium stehe mit dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung von Bombardier in Kontakt und habe auch die Gespräche mit Alstom aufgenommen. Bautzen und Görlitz seien zwei traditionsreiche Standorte der deutschen Bahnindustrie mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern.

Dagegen äußerte sich der Bautzener Landtagsabgeordnete Marko Schiemann (CDU) skeptisch. Er befürchtet durch den möglichen Zusammenschluss der Zugsparten von Alstom und Bombardier negative Auswirkungen für die Arbeitsplätze der Standorte in Bautzen und Görlitz. "Sollte die europäische Kartellbehörde dem Kauf der Zugsparte von Bombardier an Alstom zustimmen, erwarte ich von der Staatsregierung und der Bundesregierung einen maximalen Einsatz für den Erhalt der Arbeitsplätze in Sachsen", erklärte er. Der Verlust weiterer Industriearbeitsplätze sei für die Lausitz nicht hinnehmbar.

Die IG Metall Ostsachsen wolle offen und transparent über einen neuen und schlagkräftigen Schienenfahrzeugbauer diskutieren, so Otto. "Um diese Zukunft zu besprechen und zu verhandeln, erwarten wir, dass die Konzernspitzen auf uns zugehen." Dabei verwies der Gewerkschafter darauf, dass die mit Bombardier in der Vergangenheit ausgehandelte Umstrukturierung nach Auffassung der Gewerkschaft in vielen Teilen unzureichend umgesetzt worden sei.

Nach Gewerkschaftsangaben sind bei Bombardier in Bautzen und Görlitz derzeit rund 2500 Mitarbeiter beschäftigt. Das Bautzener Bombardier-Werk wird derzeit zu einem Kompetenzzentrum für den Innenausbau von Fernverkehrs- und Regionalzügen sowie von S-, U- und Straßenbahnen ausgebaut. In Görlitz hat Bombardier zudem ein Werk für Waggonbau.

Der französische TGV-Hersteller Alstom hatte am Montag angekündigt, die Zugsparte des kanadischen Konkurrenten Bombardier zu übernehmen. Eine Absichtserklärung wurde bereits unterschrieben, der Deal soll im ersten Halbjahr 2021 endgültig abgeschlossen werden. Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge zeigte sich optimistisch, dass die EU-Kommission die Übernahme billigen wird.

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hofft auf die Zustimmung der EU-Kommission für die geplante Übernahme des Bombardier-Zuggeschäfts durch den Hersteller Alstom. Die Position der EU-Kommission und der meisten EU-Staaten mit Blick auf das Wettbewerbsrecht habe sich weiterentwickelt, sagte Le Maire nach einem Gespräch mit der zuständigen EU-Kommissarin Margrethe Vestager in Brüssel. Vestager hielt sich vorerst bedeckt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: