Entwicklungsminister auf Afrikabesuch:Die Deutschen liefern gute Menschen, die Afrikaner den besten Saft

Doch dann enthüllt er die andere Seite des Plans, Müller selbst nennt sie "Fordern und Fördern". "Afrika muss selbst mehr leisten", sagt er. "Die Zeit der Entwicklungshilfe, da kommt ein reicher Onkel und gibt Geld, die ist vorbei." Sogenannte "Reformchampions", in denen Regierungen effizient arbeiten und die Wirtschaft floriert, sie sollen deutsche Hilfe bekommen. Manches klingt, als wolle Müller zum Ende seiner ersten Amtsperiode die Entwicklungshilfe noch einmal ganz neu erfinden. Und als entdecke er dabei auch die Rolle der Wirtschaft. Deutsche Firmen sollen vom Wachstum in Afrika profitieren. "Wir brauchen weniger Krawattenträger und mehr, die mit den Händen arbeiten können", sagt der deutsche Minister noch. Wer Arbeit hat, flieht nicht so schnell.

"In der Analyse hat Müller in vielen Punkten recht", sagt Bernd Bornhorst, Kopf des Entwicklungs-Dachverbands Venro. "Trotzdem beschleicht einen der Verdacht, dass da auch eine Botschaft an die heimische Wählerschaft drinsteckt." Obendrein steckten in dem Marshallplan auch eine ganze Reihe von Ideen, die ein Entwicklungsminister gar nicht allein umsetzen kann, etwa der Kampf gegen Steuerhinterziehung. "Wenn es um die Steuerflucht geht, müsste eigentlich das Finanzministerium ran", sagt Bornhorst. Doch konkrete Vorgaben, wie sich der Plan in die Tat umsetzen lässt, wie verschiedene Ministerien daran mitwirken, suche man vergeblich. "Die Überschriften sind gut", sagt auch Stefan Liebing, Chef des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. "Jetzt müssen sie aber unterfüttert werden." Der Minister selbst sagt in Nairobi: "Wir sagen das nicht nur, wir werden das umsetzen."

Große Worte, wenig Wirklichkeit

Auch das macht für Müller den Charme einer Fabrik aus, in die man vorne Obst reinkippt, damit hinten sauber etikettierte Saftflaschen rauskommen. Wie schwer aber aus einer sauberen Analyse eine bessere Welt wird, das hat er in den vergangenen Jahren zur Genüge erfahren können. So kämpft er dafür, dass etwa Kakaoarbeiter mehr vom Schokoladenerlös bekommen, dass Näherinnen bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Er prangert verschwenderische Lebensstile an und verweist auf die Verantwortung einstiger Kolonialherren. Müllers Worte sind immer groß, nie falsch. Aber selten folgenreich.

Andererseits - wer sonst am Kabinettstisch ergreift Partei für die großen Themen der Menschheit? Wer zieht die langen Linien? Müller, daran besteht kein Zweifel, hat Gefallen an seiner Aufgabe gefunden. Mit 61 Jahren ist er jung genug für eine zweite Amtszeit. Dann allerdings werden Worte und Pläne allein nicht mehr reichen.

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