Was hat die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in mehr als 50 Jahren in Afrika erreicht? Welche Wirkung hatten die Milliarden für die Menschen - und wurden die eigenen Potenziale der Länder nicht genügend gefordert, weil einfach zu viel Geld von außen geflossen ist? Sicher es gibt Fortschritte. Aber besser als schlecht bedeutet nicht gut.
Natürlich ist Afrika keine zusammenhängende Einheit. Dennoch ähneln sich die Probleme der Staaten und Menschen südlich der Sahara. Die Diskussionen innerhalb der Entwicklungspolitik umgehen allerdings grundlegende Fragen peinlich oder schließen sie gleich kategorisch aus. Eine Hilfe kann aber nur erfolgreich sein, wo Verwaltungs-und Rechtsstrukturen einigermaßen gesichert sind. Einzelne Hilfsprojekte mögen sinnvoll sein. Aber Projekte ersetzen keine Strukturen.
Zu den schärfsten Kritikern der gegenwärtigen staatlichen Entwicklungshilfe gehören Afrikaner wie der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka, der ugandische Journalist Andrew Mwenda, der Wirtschaftswissenschaftler George Ayittey aus Ghana, sowie der südafrikanische Publizist Moeletsi Mbeki. Sie wollen, dass ihre Länder nicht mehr abhängige Opfer und Bittsteller sind. Sie wollen die Solidarität des reichen Nordens, als Hilfe in unverschuldeter Not.
Soziales Netzwerk Afrika
Solidarität aber kann es nur geben, wenn beide Partner eigenverantwortlich handeln. Im Norden will man aber nicht verstehen: Politik hat in vielen Teilen Afrikas nichts mit Überzeugungen und Gemeinwohl, sondern alles mit Klientelismus und schamloser Bereicherung zu tun. Politik hat dort mit der Zugehörigkeit zu einer Ethnie zu tun, mit Identität. In Afrika ist jeder in ein soziales Netzwerk mit all seinen Verpflichtungen eingebunden. Hilfe fließt in Systeme, die seit Jahren nicht funktionieren und nur selten reformiert wurden. Von Hilfe profitieren hauptsächlich die Regime, die jetzt schon für das größte Elend die Verantwortung tragen.
Maßgebend sollte aber nicht das Bemühen der Entwicklungshelfer, sondern der Erfolg sein. Es kann sich richtig lohnen, vom Mitleid und von steter Fürsorge zu leben. Fragen nach Ursachen, weshalb Entwicklungsprojekte scheitern, sind unbequem. Viel einfacher ist es, mehr Geld zu fordern; doch einfach Geld zu geben, bedeutet, die Probleme zum immer höheren Preis fortzuschreiben. Entwicklungshilfe ist ein Geschäft, von dem allein in Deutschland etwa 100.000 Menschen leben. Entwicklungshelfer im Ausland zahlen oft keine Steuern. Sie haben ein wesentliches Interesse daran, für den Rest des Arbeitslebens in der Entwicklungshilfe zu bleiben. Die Arbeitsplätze der Helfer hängen von der Fortsetzung der Hilfsprojekte ab.