Energie:Die Gasvorräte wachsen wieder

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Ein Erdgasspeicher im niedersächsischen Friedeburg. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Der Preis für den Rohstoff fällt auf niedrigsten Stand seit Beginn des Krieges in der Ukraine. In Deutschland füllen sich die Speicher. Für Entwarnung ist es allerdings zu früh.

Von Michael Bauchmüller und Nicolas Richter, Berlin

Angesichts niedriger Nachfrage während der Feiertage und relativ milder Temperaturen ist der Gaspreis in Europa auf den niedrigsten Stand seit Beginn des Ukraine-Kriegs gefallen. Am Handelspunkt TTF in den Niederlanden kostete eine Megawattstunde Gas am 23. Dezember nur noch knapp 83 Euro, so wenig wie nie seit dem 24. Februar, als russische Streitkräfte die Ukraine angriffen. Auch beim Strom gibt es in diesen Tagen Entspannung. Am Montagmittag um 12 Uhr liegt der Strompreis bei 54 Euro - nach knapp 250 Euro in der Woche zuvor.

Allerdings ist es nicht ungewöhnlich, dass die Preise während der Feiertage sinken, da die Nachfrage besonders in der Industrie abnimmt. Im angespannten Winter 2022 aber spielt in diesen Tagen auch das Wetter mit. So sorgt ein beständiger Wind am Montag dafür, dass sich mehr als die Hälfte des deutschen Stroms mit Windrädern erzeugen lässt. Gaskraftwerke kommen wegen der schwachen Nachfrage am Feiertag kaum zum Einsatz - sie hatten in der Vergangenheit häufig den Strompreis getrieben. Allerdings liegt auch der Preis für Gas nunmehr schon seit Monaten deutlich unter dem Höchstwert des laufenden Jahres: Ende August hatte der Gaspreis am Handelspunkt TTF bei 346 Euro gelegen, mehr als vier Mal höher als derzeit.

Positiv dürften sich auf die Gaspreise und Speicherstände auch die milden Temperaturen in ganz Europa auswirken - sie schonen die Reserven. Mit Ausnahme von Rumänien und Bulgarien speicherte jüngst kein europäisches Land nennenswerte Mengen Gas aus. In Deutschland füllten sich die Gasspeicher sogar wieder leicht, nachdem eine Kältewelle im Dezember die Reserven strapaziert hatte. Der Füllstand in allen Speichern betrug am ersten Weihnachtsfeiertag 87,84 Prozent der maximalen Menge, wie am Montag aus Daten des europäischen Speicherverbandes GIE hervorging. Es war demnach ein Plus von 0,37 Punkten und der vierte Anstieg in Folge.

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Das Wetter soll auch weiterhin mild bleiben. Der Deutsche Wetterdienst sagt für das Silvester-Wochenende Höchstwerte zwischen 8 und 15 Grad voraus, die Temperaturen seien damit "noch milder als bisher". Das gilt auch für andere Teile Europas; so sollen zum Beispiel auch in Paris die Temperaturen gegen Ende der Woche über dem Durchschnitt liegen.

Für Entwarnung ist es freilich noch zu früh. Das eisige Wetter über Weihnachten in den USA erinnert daran, dass es im Winter trotz des Klimawandels noch zu Negativrekorden kommen kann. Vielerorts in den USA lagen die Temperaturen über Weihnachten im zweistelligen Minusbereich, es gab Dutzende Todesopfer, Hunderttausende Menschen mussten ohne Strom und Heizung auskommen. Grund war das Sturmtief Elliott, das arktische Luft in weite Teile des Landes leitete, vor allem in den Nordosten. Auch Japan leidet unter einer Kältewelle.

Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, hatte vor Weihnachten an die Deutschen appelliert, weiterhin Energie zu sparen. Mitte Dezember hätten die Deutschen nur noch fünf Prozent weniger Gas verbraucht als im Vorjahr, statt, wie von der Regierung angestrebt, 20 Prozent weniger. Es dürfe "nicht den ganzen Januar und Februar so weitergehen", sagte Müller der Süddeutschen Zeitung.

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