Elfenbeinküste:Sieger fliegen Gbagbo an geheimen Ort

Laurent Gbagbo befindet sich nicht mehr in Abidjan: Einen Tag nach seiner Verhaftung ist er ausgeflogen worden. Derweil sind neue Bilder von seiner Festnahme aufgetaucht.

Der am Montag festgenommene Ex-Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, ist aus der Metropole Abidjan an einen geheimen Ort gebracht worden. Ein Hubschrauber habe den 65-Jährigen am Mittag in den Norden des Landes geflogen, teilte ein UN-Sprecher in Abidjan mit. Nähere Angaben machte er nicht.

Video grab of soldiers loyal to Alassane Ouattara leading Laurent Gbagbo out of the Ivory Coast Presidential Palace in Abidjan

Ein Soldat hat die Festnahme Gbagbos mit einer Videokamera aufgenommen: Einen Tag nach der Festnahme des früheren ivorischen Machthabers sind die Bilder an die Öffentlichkeit gelangt. Diese Aufnahme zeigt, wie Soldaten Gbagbo mit Helm und Sicherheitsweste aus seinem Palast bringen.

(Foto: Reuters)

Zuvor hatte der international anerkannte ivorische Präsident Alassane Ouattara mitgeteilt, Gbagbo habe das Golf-Hotel in Abidjan verlassen, wo er unter Hausarrest stand. Gbagbo war am Montag nach einer mehrtägigen Belagerung im Bunker seiner Residenz in Abidjan von den Truppen Ouattaras festgenommen worden. Sie wurden dabei von französischen und UN-Truppen unterstützt.

Unterdessen wurde ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie Ouattaras Soldaten in den Präsidentenpalast eingedrungen sind und den einstigen Herrscher in der Elfenbeinküste festgenommen haben. Einer von Ouattaras Soldaten hat die Festnahme gefilmt.

Ouattara will Massaker aufklären lassen

Gbagbos Rivale Ouattara, Sieger der Präsidentschaftswahl und des anschließenden Bürgerkriegs, kündigt an diesem Mittwoch eine schnelle Aufklärung der jüngsten Massaker in seinem Land an. Er werde in Kürze mit dem Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Louis Moreno-Ocampo, sprechen, sagte Ouattara auf seiner ersten großen Pressekonferenz seit der Verhaftung seines Widersachers Gbagbo. Der Internationale Strafgerichtshof solle so bald wie möglich seine Ermittlungen aufnehmen wegen Verbrechen der Truppen des Ex-Präsidenten Gbagbo, aber auch seiner eigenen, zu führen. "Diese Massaker sind unannehmbar. Ich bin empört", sagte Ouattara.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sowie die Leiter verschiedener UN-Organisationen beraten an diesem Mittwochabend in New York über die anhaltend angespannte Lage in der Elfenbeinküste: Nach Angaben aus Diplomatenkreisen waren sich die Teilnehmer einig, dass die wichtigste Herausforderung für den neuen ivorischen Präsidenten Alassane Ouattara nun sei, die Sicherheitslage zu stabilisieren, die nationale Versöhnung voranzutreiben und begangene Verbrechen aufzuklären.

Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sagte, dass sich die humanitäre Lage in dem westafrikanischen Land auch nach der Verhaftung des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo nicht verbessert und ernste Konsequenzen für die Menschen auch in den Nachbarländern habe. "Wir müssen unsere Aktivitäten in der Elfenbeinküste und auch im benachbarten Liberia ausweiten. Die Menschen des Landes verdienen unsere Unterstützung", sagte Amos.

Besonders berüchtigt ist das Gemetzel von Duékoué: Truppen Ouattaras hatten die Stadt im Westen des Landes Ende März eingenommen. Dabei waren Hunderte Zivilisten durch Anhänger Ouattaras, aber auch durch Soldaten seines Rivalen Gbagbo massakriert worden. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hatte die Zahl der Toten auf mindestens 800 geschätzt. Moreno-Ocampo hatte vergangene Woche angekündigt, die Massaker untersuchen zu wollen.

400.000 Tonnen Kakao angesammelt

Ouattara kündigte an, in den nächsten Tagen in den Präsidentenpalast umziehen zu wollen. Zugleich teilte ermit , dass die Kakao-Exporte sofort wieder aufgenommen würden. Die Elfenbeinküste ist der weltweit größte Produzent von Kakao. Wegen der Sanktionen haben sich in den Häfen von Abidjan und San Pedro 400.000 Tonnen Kakaobohnen angesammelt.

Unterdessen rechtfertigte Frankreich sein militärisches Eingreifen in der Elfenbeinküste. Das Armee habe "auf Bitten der Vereinten Nationen gehandelt" und die UN-Soldaten im Rahmen des Auftrags unterstützt, den der Weltsicherheitsrat festgelegt habe, sagte Präsident Nicolas Sarkozy nach Angaben eines Regierungssprechers in Paris. Anhänger Gbagbos hatten Frankreich vorgeworfen, gegen den 65-Jährigen "geputscht" zu haben.

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