Comey, der gefeuerte FBI-Chef, hat wahrlich keine glückliche Hand bewiesen in der Führung seiner Geschäfte. Im Sog eines erbarmungslosen Wahlkampfes waren es seine sehr öffentlich geführten Ermittlungen in der E-Mail-Affäre von Hillary Clinton, die wahlentscheidend gewesen sein könnten. Comey war auch ein sehr politischer Ermittler. Es gibt durchaus Gründe, ihn zu entlassen.
Aber: Hier kollidiert das Interesse an einer sauberen Amtsführung mit dem Interesse an der Aufklärung eines Skandals, der die Präsidentschaft von Trump beenden könnte. Trump hätte Comey längst feuern können, aber er handelt erst jetzt, da die Russland-Ermittlungen deutlich an Fahrt gewinnen und erste Strafverfahren zu erwarten sind. Der Präsident spürt die Meute im Nacken, deswegen ist seine Begründung für die Entlassung Comeys unglaubwürdig.
Jeder Tag in Washington beweist: Diese Präsidentschaft funktioniert nicht. Der gesamte Apparat, die politische Führung der Nation, richtet all ihre Energie auf die Einbindung des Fremdkörpers im Weißen Haus. Die USA sind politisch gelähmt. Der Konsens der Vernünftigen gebietet es, dass Schaden vom Land und von seinen Institutionen abgewendet wird. Der Schaden droht nicht von außen, er droht von der Spitze selbst.
Sollte Trump die verwegene Idee verfolgt haben, mit dem Rauswurf die Russland-Ermittlungen beenden zu können, so hat er nun das Gegenteil erreicht. Selbst wenn der Kongress keinen Sonderermittler durchsetzen kann - das entsprechende Gesetz ist 1999 ausgelaufen, ohne erneuert worden zu sein -, so ist der Appetit an den Ermittlungen jetzt erst so richtig geweckt. Trump mag die Aufklärung verzögern, aber er kann nicht verhindern, dass seine allemal schwache Gefolgschaft im Kongress weiter schwindet und die dünne Mehrheit der Republikaner im Senat bröckelt. Amerika ist eine starke Demokratie, die auch ein Trump nicht so einfach ins Wanken bringen kann.
Die politische Klasse der USA steht vor einer Prüfung. Aus Machtkalkül und einer gewissen Ratlosigkeit lässt sie Trump gewähren. Sie steht gar in der Gefahr, einem Gewöhnungseffekt zu erliegen und die Unerträglichkeiten des Mannes immer wieder hinzunehmen. Der Fall Comey zwingt zu einer Entscheidung, denn mit Trump ist kein Staat zu machen. Der Präsident wird zum Staatsproblem.