Witzemachen über die AfD, das ist eigentlich zu einfach. Sagt Shahak Shapira, Propagandaminister der Satirepartei "Die Partei" - macht es aber trotzdem, es juckt ihn in den Fingern, gerade weil es so einfach ist. Zum Beispiel als der Komiker - Hobbys: Hummus und Markus Söder - 2016 um die Weihnachtszeit sah, dass die AfD einen politischen Adventskalender für ihre Follower in sozialen Medien postete. Dann hat er halt auch einen AfD-Adventskalender gemacht. "Nur ehrlicher."
Unter dem Bild einer lächelnden Beatrix von Storch stand dann "Wir kriegen nur Männer aus östlichen Ländern, ohne Sprachkenntnisse oder Ausbildung. Aber so sind nun mal unsere Wähler." Viele Leute finden das witzig, Shapira findet es auch witzig. Aber: Ist das auch politisch relevant?
Ist Satire die Einstiegsdroge in die Politik?
So lässt sich das Spannungsverhältnis beschreiben, in dem sich die Veranstaltung des öffentlich-rechtlichen Jugendangebots Informr bewegt, auf der Shapira an einem Berliner Sommerabend neben Cem Özdemir (Grüne), Nicola Beer (FDP) und Cesy Leonard, Aktivistin des Aktionskunstkollektivs "Zentrum für Politische Schönheit", sitzt. Die Veranstaltung ist in einem Club im Osten der Stadt, das Publikum trägt "Refugees welcome"-Rucksäcke und Sneakers. "Politische Satire erreicht Millionen Menschen - während politische Nachrichten als dröge empfunden werden", heißt es in der Ankündigung. "Kann das den Einstieg in die politische Diskussion erleichtern oder ist es eine gefährliche Entwicklung?"
Dass einer wie Shapira seinen Beruf ernst nimmt, sehen die Zuschauer schon daran, dass er die Frage nach dem politischen Ziel von Satire ziemlich konsequent zurückweist. "Was ist die Aufgabe von Satire?", fragt zum Beispiel Moderator Jan Schüttmann. "Keine Ahnung", sagt der Satiriker. "Sobald Satire eine Aufgabe bekommt, wird sie unlustig." Die Weigerung, sich auf eine Botschaft festzulegen, auf eine Haltung, eine Aufgabe - sie wird auch "Der Partei" immer wieder vorgeworfen. Ist das gerade wirklich der richtige Ansatz, in diesen polarisierten Zeiten, in denen es um so viel geht?
Cem Özdemir und Nicola Beer legen da eine recht entspannte Haltung an den Tag. Der Tenor: Satire darf alles. Als Beispiel kommt Jan Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdoğan. "Das muss mir nicht gefallen", sagt Beer. "Aber ich würde immer dafür kämpfen, dass es möglich ist."
Am Wahltag hört der Spaß auf
Für Cem Özdemir hört der Spaß allerdings auf, wo Menschen lieber "Der Partei" ihre Stimme geben als den Grünen oder der FDP. Zur Bundestagswahl trat sie mit dem Komiker Serdar Somuncu als Spitzenkandidaten an. "Wenn es am Wahltag in die Kabine geht, dann ist das eine ernste Veranstaltung", sagt Özdemir. "Die Partei" erhielt am Ende ein Prozent der Stimmen, Spitzenkandidat Somuncu in seinem Berliner Wahlkreis immerhin 7,2 Prozent.
Auf kommunaler Ebene hat sie bereits einige Mandate, im Europaparlament ist sie durch ihren Chef Martin Sonneborn vertreten. Der greift immer wieder in satirischen Reden die Absurditäten der europäischen Politik auf. Verschenkte Stimmen seien das, die andere Parteien im Kampf gegen die AfD gut gebrauchen könnten, kritisiert Özdemir.