Wegen der neuen Variante des Coronavirus ist die Einreise von Flugpassagieren aus Großbritannien an deutschen Flughäfen am Sonntagabend zunächst gestoppt worden. Seit Mitternacht sind in Deutschland Passagierflüge aus dem Vereinigten Königreich untersagt. Auch zahlreiche andere Staaten haben nach der Entdeckung der neuen Coronavirus-Variante den Flugverkehr mit dem Vereinigten Königreich gestoppt.
Ein entsprechendes Verbot erließen am Sonntagmorgen zunächst die Niederlande. Belgien und Italien schlossen sich im Laufe des Tages an, Deutschland am frühen Sonntagabend. Frankreich, Bulgarien, Irland, Polen, die Niederlande, die Schweiz, Kanada, Argentinien, Peru, Kolumbien und Chile verhängten ebenfalls ein Verbot von Flügen aus Großbritannien.
Weil Frankreich alle Grenzen dichtgemacht hat, sind auch der wichtige britische Hafen Dover am Ärmelkanal sowie der Eurotunnel geschlossen. Frankreich setzte auch den Warenverkehr auf diesen Routen für vorerst 48 Stunden aus, wie unter anderem die britische BBC berichtet.
Die Niederlande haben ihren coronabedingten Einreisestopp für Reisende aus Großbritannien auch auf Passagiere von Fähren ausgedehnt. Das bedeute, dass aus Großbritannien kommende Fähren mit Passagieren an Bord nicht mehr die Niederlande ansteuern könnten, berichtete die Nachrichtenagentur ANP in der Nacht zum Montag unter Berufung auf die Regierung. Die zunächst bis zum 1. Januar geltende Regelung betreffe aber nicht Fahrer von Lastwagen.
Am Abend wurde bekannt, dass die neue Corona-Variante auch Italien bereits erreicht hat. Das dortige Gesundheitsministerium teilte mit, dass die Mutation bei einem Patienten nachgewiesen worden sei. Der Patient sei zusammen mit einer weiteren Person in den vergangenen Tagen aus Großbritannien zurückgekehrt und mit dem Flugzeug in Rom gelandet; er befinde sich nun in Quarantäne. Auch in Australien ist die neue Variante des Virus aufgetaucht. Der Bundesstaat New South Wales bestätigte, dass der sich schnell ausbreitende neue Coronavirus-Stamm bei einem Cluster im Norden Sydneys entdeckt wurde.
Reisende aus Großbritannien stranden an deutschen Flughäfen
In Hannover betrafen die Notmaßnahmen am Abend 63 Passagiere eines Fluges aus London. Es wurden Vorbereitungen für Notübernachtungen am Flughafen getroffen. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, eine Frau wolle nach London zurückfliegen, alle anderen müssten sich einem sogenannten PCR-Test unterziehen. Einer der Passagiere stellte sich als Covid-19-positiv heraus. Labortests sollten nun klären, ob der Passagier sich mit der neuen, besonders ansteckenden Variante des Coronavirus infiziert habe, teilte die Region Hannover am Montag mit. Der betroffene Fluggast und die Begleitpersonen würden nun in einem Quarantäne-Transport zu ihrem Zielort gebracht. Dort müssten sie "separiert" werden.
Nach Angaben des Flughafens Hannover wurden im Terminal D Feldbetten aufgebaut, die Passagiere werden dort auch verpflegt. In Stuttgart wurden am Abend gelandete Flugreisende aus London in Kleingruppen ins Corona-Testzentrum des Flughafens gebracht und dort getestet, wie ein Sprecher sagte.
Der Berliner Korrespondent der englischen Wochenzeitung The Economist, Tom Nuttall, war offensichtlich ebenfalls an Bord einer Maschine aus Großbritannien in Berlin gelandet und berichtete auf Twitter Ähnliches. Die Polizei habe den Passagieren mitgeteilt, dass sie getestet würden: Wer ein negatives Ergebnis habe, werde nicht zurückgeschickt.
Das in Deutschland erlassene Landeverbot gilt auch für Flüge aus Nordirland. Ausgenommen seien Post-, Fracht- oder Leerflüge und "Flüge mit medizinischem Personal im Interesse der öffentlichen Gesundheit", wie es in einer Verfügung des Bundesverkehrsministeriums heißt. Eine Ausnahme gelte auch für Flüge zur Rückführung von Maschinen, die in Deutschland stationiert seien "sowie ihrer Crews aus dem Vereinigten Königreich".
Die Regelung gilt zunächst bis zum 31. Dezember. Eine weiterreichende Regelung für die Zeit ab dem 1. Januar soll am Montag auf den Weg gebracht werden. Dann soll auch ein Einreisebeschränkung für Südafrika beschlossen werden - von dort gab es ebenfalls Berichte über eine neue Virusform.
Die in Großbritannien entdeckte neue Corona-Variante ist laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bislang nicht in Deutschland nachgewiesen worden. Wichtig sei nun, dass ein Eintrag nach Deutschland unterbunden werde, sagte Spahn am Sonntagabend in der ARD.
Einigung auf milliardenschweres Corona-Hilfspaket steht
In den USA machen Republikaner und Demokraten nach langem Ringen den Weg für milliardenschwere Corona-Hilfen frei. "Endlich haben wir den parteiübergreifenden Durchbruch, den das Land benötigt", sagte der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, am Sonntag (Ortszeit). Insgesamt werde das Paket, das am Montag im Kongress verabschiedet werden soll, rund 900 Milliarden Dollar betragen.
Das Paket sollte genügend Unterstützung finden, um beide Kammern des Kongresses schnell zu passieren, sagte der demokratische Minderheitsführer Chuck Schumer. Es wäre der zweitgrößte Wirtschaftsimpuls in der Geschichte der USA, nachdem im März eine Finanzspritze in Höhe von 2,3 Billionen Dollar zur Abschwächung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie verabschiedet worden war.
Das Hilfspaket sieht unter anderem Zahlungen von 600 Dollar pro Person vor, plus ein Zuschuss von 300 Dollar pro Woche zum Arbeitslosengeld. Laut Insidern sei für die amerikanischen Fluggesellschaften ein Betrag von 15 Milliarden Dollar vorgesehen. Das öffentliche Verkehrssystem und die staatlichen Highways würden demnach jeweils mit zehn Milliarden Dollar gefördert werden.
Allerdings klammert der Gesetzentwurf zwei der zwischen Republikanern und Demokraten umstrittensten Punkte aus: Die Republikaner forderten einen Rechtsschutz für Unternehmen vor Coronavirus-Klagen und die Demokraten beharrten auf mehr Hilfen für staatliche und lokale Behörden. Aber das neue Paket helfe den Behörden indirekt, indem es Milliarden für Schulen, Coronavirus-Tests und andere Ausgaben vorsehe, erklärte Schumer. Der Deal sei erst die Grundlage für weitere Hilfen in 2021.
Das Hilfspaket ist an ein reguläres Haushaltsgesetz für das neue Fiskaljahr im Volumen von 1,4 Billionen Dollar angedockt. Die Frist für die Verabschiedung des neuen Haushalts wäre am Sonntag um Mitternacht abgelaufen, aber der Kongress hatte eine Verlängerung eines Überbrückungshaushaltes um einen Tag durchgewinkt und damit einen Stillstand des öffentlichen Lebens verhindert.
Kaum ernsthafte Nebenwirkungen bei Impfungen in den USA
Nach mehr als einer Viertelmillion Impfungen mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer haben die USA bislang sechs schwere allergische Reaktionen registriert. Die Gesundheitsbehörde CDC teilte mit, bis Samstagmorgen (Ortszeit) sei der Impfstoff gegen das Coronavirus mehr als 272 000 Mal verabreicht worden. Die Zahl von sechs Fällen, bei denen Impflinge schwere allergische Reaktionen gehabt hätte, sei der Stand von Freitagabend.
Bei einer betroffenen Person seien auch schon in der Vergangenheit nach Impfungen Reaktionen aufgetreten, teilte die CDC mit. Impflinge sind in den USA angehalten, sich nach Verabreichen der Spritze noch eine Weile in der Einrichtung aufzuhalten, in der sie diese erhielten, falls Anzeichen für eine Allergie auftreten. Laut CDC traten die sechs Fälle alle innerhalb des empfohlenen Beobachtungszeitraums auf und wurden sofort behandelt.
Auch weniger schwere Nebenwirkungen des Impfstoffs waren selten. Von den ersten 215 000 Personen, die in den USA geimpft wurden, hatten weniger als 1,5 Prozent Probleme, aufgrund derer sie nicht ihren normalen Aktivitäten nachgehen konnten oder medizinisch behandelt werden mussten. Viele Impfstoffe können vorübergehendes Unwohlsein wie Schmerzen im Arm oder bestimmte grippeähnliche Symptome hervorrufen.
Neue Virus-Variante in Großbritannien deutlich ansteckender
Die in Großbritannien entdeckte Variante des Coronavirus bereitet den Behörden große Sorgen. "Sie ist außer Kontrolle, und wir müssen sie wieder unter Kontrolle bekommen", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag der BBC. Nach ersten Erkenntnissen der Behörden ist die Mutation deutlich ansteckender als die bisher bekannte Form. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass die Variante schwerere Krankheitsverläufe auslöse oder eine höhere Sterblichkeitsrate. Zudem gehen die Behörden bisher davon aus, dass Impfstoffe auch gegen die Mutation wirksam sind.
Minister Hancock sagte, er mache sich große Sorgen um das Gesundheitssystem. Derzeit seien mehr als 18 000 Infizierte in den Krankenhäusern, das seien fast so viele wie zum Höhepunkt der ersten Infektionswelle im Frühjahr. "Das ist ein weiterer Grund dafür, dass alle sich an die neuen Regeln halten und persönlich Verantwortung übernehmen müssen", sagte er.
Zuvor hatte der Gesundheitsbeauftragte der britischen Regierung, Chris Whitty, vor der neuen Coronavirus-Variante gewarnt, durch die sich der Erreger rascher ausbreitet. Pandemie-Berater der Regierung gehen davon aus, dass diese neue Variante für die dramatisch angestiegenen Zahlen in Südengland verantwortlich sei, wie Whitty am Samstag sagte. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sei darüber informiert worden. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass die Infektionen dadurch öfter tödlich verlaufen oder das Virus anders auf Impfstoffe oder Behandlungen anspreche, sagte Whitty weiter.
Nach einem eilig einberufenen Krisengespräch in London verkündete Premierminister Boris Johnson einen strengen Lockdown für London und große Teile von Südostengland. Diese Gebiete befanden sich bereits bisher auf der höchsten Stufe des dreistufigen Warnsystems mit entsprechend hohen Beschränkungen. Für sie wird laut Johnson nun eine vierte, noch höhere Stufe eingeführt, in der unter anderem alle nicht essenziellen Läden und Friseure geschlossen werden. Die Maßnahmen gelten bereits ab Samstag nach Ladenschluss.
Ferner dürfen die Bewohner nur noch aus wichtigen Gründen ihre Wohnung verlassen, etwa um zum Arzt oder zur Arbeit zu gehen. Einwohner der Lockdownzone mit der Stufe 4 dürfen das Gebiet nicht verlassen. Lockerungen über die Weihnachtsfeiertage gelten für diesen Landesteil nicht. Die Bewohner dürften keinen anderen Haushalt treffen, außer in bestimmten Ausnahmefällen im Freien. "Wir können Weihnachten nicht wie geplant verbringen", erklärte Johnson.
"Wenn das Virus seine Angriffsmethode ändert, müssen wir unsere Verteidigungsmethode ändern", sagte Johnson. "Ohne Maßnahmen würden die Infektionen in die Höhe schnellen, die Krankenhäuser wären überfordert und viele Tausende würden ihr Leben verlieren." Die neue Variante des Virus kommt bislang praktisch nur in Großbritannien vor. Sie ist für einen enormen Anstieg der Infektionen in den vergangenen Tagen verantwortlich. Die Zahl der Covid-19-Fälle hat sich in London in der vergangenen Woche fast verdoppelt, wobei fast 60 Prozent der Infektionen dem neuen Virusstamm zugeschrieben werden, wie die Regierung mitteilte.
Viren neigen dazu, sich schnell weiterzuentwickeln oder zu mutieren, insbesondere solche wie die Grippe. Auch das neuartige Coronavirus verändert sich, wenn auch im Allgemeinen langsamer. In der Vergangenheit wurden bereits andere Varianten des Coronavirus gemeldet, darunter eine bei Nerzen, die als hochgradig übertragbar galt. Millionen von gezüchteten Nerzen in Dänemark wurden gekeult, obwohl die WHO am 20. November erklärte, dass der besorgniserregendste Stamm nicht mehr beim Menschen zirkuliert.