Corona weltweit:Umfrage: Mehrheit der Japaner glaubt nicht an sichere Spiele

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55 Prozent sind sogar dagegen, dass die Spiele überhaupt stattfinden. Zwei Fußballer und ein Betreuer wurden im Athletendorf positiv getestet. Der britische Gesundheitsminister wurde in England ebenfalls positiv getestet.

Wenige Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Tokio glaubt eine große Mehrheit der Japaner nicht an die Beteuerungen der Veranstalter, es würden "sichere" Spiele werden. Nach einer am Montag veröffentlichen Umfrage der japanischen Tageszeitung Asahi Shimbun glauben 68 Prozent der rund 1500 telefonisch Befragten, dass sie sichere Spiele angesichts der andauernden Corona-Pandemie nicht möglich seien. Lediglich 21 Prozent hielten es für möglich. 55 Prozent waren demnach dagegen, dass die Spiele überhaupt stattfinden. 33 Prozent waren damit einverstanden.

Zwei südafrikanische Fußballer und ein Betreuer des Teams waren am letzten Wochenende vor dem Start der Sommerspiele positiv auf das Virus getestet worden. Es waren die ersten Corona-Fälle im Athletendorf, in dem auch schon deutsche Sportler wohnen. IOC-Präsident Thomas Bach hatte noch kürzlich beteuert, vom Dorf mit seinen tausenden Bewohnern gehe "null Risiko" aus.

Für den Großraum Tokio gilt während des gesamten Olympia-Zeitraums zum vierten Mal der Corona-Notstand. Die Infektionszahlen in Tokio stiegen zuletzt auf den höchsten Tagesstand seit einem halben Jahr. (19.07.2021)

  • Fachleute warnen vor Duchführung der Olympischen Spiele

Erste Corona-Fälle bei Athleten im Olympischen Dorf

Knapp zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) sind zwei Athleten im Olympischen Dorf positiv auf Corona getestet worden. Das bestätigten die Organisatoren der Sommerspiele am Sonntag. Eine dritte Person, die nicht in der Wohnanlage untergebracht ist, wurde ebenfalls positiv getestet. Für alle wurden umgehend 14 Tage Quarantäne angeordnet. Auch ein IOC-Mitglied ist infiziert.

Zuvor war im Olympischen Dorf, das während der Spiele 6700 Menschen beherbergen soll, ein Offizieller aus dem Ausland positiv getestet worden. Zu den Disziplinen der Betroffenen und ihren Nationalitäten machte das lokale Organisationskomitee keine Angaben. Zudem wurden am Sonntag sieben weitere Fälle bestätigt, darunter fünf lokale Mitarbeiter und ein Journalist.

Die Spiele sollen am kommenden Freitag beginnen und zwei Wochen dauern. Wegen der Pandemie sind an den Wettkampforten in Tokio keine Zuschauer zugelassen. Die ursprünglich für 2020 geplanten Olympischen Sommerspiele waren wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben worden. (18.07.21)

Britischer Gesundheitsminister spürt leichte Corona-Symptome

Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid ist trotz Impfung positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das teilte Javid in einer Videobotschaft auf Twitter mit. Er habe sich etwas angeschlagen gefühlt und dann einen Antigen-Test gemacht - der habe sich als positiv herausgestellt. Nun warte er auf das Ergebnis eines PCR-Tests.

"Ich bin dankbar, dass ich zwei Impfdosen bekommen habe und bisher sind meine Symptome sehr mild", so Javid weiter. Er rief die Menschen auf, sich ebenfalls immunisieren zu lassen. In Großbritannien steigt die Zahl der Neuinfektionen seit Wochen wieder massiv an. Die 7-Tage-Inzidenz wurde zuletzt am 11. Juli mit rund 345 angegeben. Allein am 16. Juli wurden mehr als 50 000 Neuinfektionen registriert. Zurückgeführt wird das unter anderem auf die starke Ausbreitung der Delta-Variante.

Trotzdem sollen am Montag alle Corona-Maßnahmen in England aufgehoben werden. Die Regierung argumentiert, durch das erfolgreiche Impfprogramm sei die Verbindung zwischen Infektionen und Krankenhauseinweisungen sowie Todesfällen geschwächt. Experten sehen jedoch vor allem den Verzicht auf die Maskenpflicht kritisch. In den kommenden Wochen wird mit bis zu 100 000 täglichen Neuinfektionen im Vereinigten Königreich gerechnet. ( 17.07.2021)

Astra-Zeneca-Entwicklerin stellt generelles Impfen von Kindern infrage

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Die federführende Entwicklerin des Astrazeneca-Impfstoffs, Sarah Gilbert, hat den Nutzen einer Corona-Impfung für alle Kinder in Frage gestellt. Die Politik sollte eine Kosten-Nutzen-Analyse machen, sagte Gilbert im Interview mit "Welt" und anderen europäischen Medien. Die Delta-Variante sei zum Beispiel sehr ansteckend, so dass Leute trotz zwei Impfungen mit einem milden Verlauf krank würden. Schwere Fälle und Todesfälle seien aber selten. "Wenn also die Übertragung nicht zu verhindern ist, und Kinder weder schwer erkranken noch sterben, dann stellt sich die Frage: Lohnt sich das Impfen?"

Zugleich machte Gilbert deutlich, dass eine Impfung für manche Kinder sinnvoll sein könnte. "Für eine sehr kleine Zahl von Kindern ist das Virus gefährlich. Länder sollten erwägen, diese zu impfen", sagte Gilbert.

Die EU-Kommission hatte Ende Mai offiziell die Zulassung für die Impfung von Kindern ab zwölf Jahren mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer erteilt. Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission die Impfung bisher jedoch nur Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Auffrischungsimpfungen werden der Immunologin Gilbert zufolge für die allgemeine Bevölkerung nicht nötig sein. "Die Wirksamkeit lässt vor allem bei älteren Menschen schneller nach. Weil das Immunsystem altert, ist auch die Reaktion mit Antikörpern nicht mehr so gut. Falls wir also Booster brauchen, dann für die ältere Population. Ich erwarte nicht, dass dies für die breite Bevölkerung notwendig wird." ( 17.07.2021)

Biden: Plattformen wie Facebook brächten mit Fakenews "Menschen um"

Falschinformationen in sozialen Medien zum Thema Coronavirus und Impfungen sind nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden für den Tod vieler Menschen verantwortlich. Auf die Frage eine Reporters, welche Botschaft er angesichts der Verbreitung von Falschinformationen für Plattformen wie Facebook habe, sagte Biden: "Sie bringen Menschen um". Die Pandemie in den USA sei zu einer "Pandemie unter Ungeimpften" geworden, sagte Biden am Freitag im Garten des Weißen Hauses.

Die US-Regierung macht Falschinformationen in sozialen Netzwerken mitverantwortlich für die abwartende oder ablehnende Haltung vieler Amerikaner gegenüber den Corona-Impfstoffen. In den USA ist die Zahl der Neuinfektionen zuletzt in Gebieten mit niedrigerer Impfquote wieder rasant angestiegen, angetrieben von der besonders ansteckenden Delta-Variante. Die Impfkampagne macht dagegen nur noch langsam Fortschritte. Der Gesundheitsbehörde CDC zufolge haben bislang gut 185 Millionen Menschen mindestens die erste Corona-Impfung bekommen - das entspricht rund 56 Prozent der gesamten Bevölkerung.

Erst am Donnerstag hatte der oberste Gesundheitsbeamte der US-Regierung, Vivek Murthy, im Weißen Haus vor den Auswirkungen von Falschinformationen gewarnt. "Wir leben heute in einer Welt, in der Fehlinformationen eine unmittelbare und heimtückische Bedrohung für die Gesundheit unserer Nation darstellen." Während der Pandemie hätten Falschinformationen etwa dazu geführt, dass Menschen keine Masken getragen hätten. Nun würden sich Menschen aufgrund dessen entscheiden, sich nicht impfen zu lassen. Moderne Technologieunternehmen hätten es ermöglicht, dass "Fehlinformationen unsere Informationsumgebung vergiften", klagte er. ( 17.07.2021)

Entscheidung über US-Einreisebeschränkungen erwartet

US-Präsident Joe Biden will sich voraussichtlich in den kommenden Tagen zu den coronabedingten Einreisebeschränkungen für Menschen aus Deutschland und anderen europäischen Schengen-Staaten äußern. Kanzlerin Angela Merkel habe das Thema zu Sprache gebracht, sagte Biden am Donnerstag nach einem Treffen mit der CDU-Politikerin in Washington. Darüber, wie bald die Reisebeschränkungen aufgehoben werden können, werde derzeit beraten. Er werde die Frage in den kommenden Tagen beantworten können, so Biden. "Ich warte darauf, von unseren Leuten in unserem Covid-Team zu hören, wann das geschehen soll."

Merkel sagte, sie habe sich mit Biden über die Delta-Variante des Coronavirus ausgetauscht. Das sei eine neue Herausforderung. Es müsse nun eine nachhaltige Entscheidung getroffen werden, die nicht nach kurzer Zeit wieder zurückgenommen werde.

Die EU hatte die Mitgliedstaaten bereits im vergangenen Monat aufgefordert, Beschränkungen für Reisende aus den USA und mehreren anderen Ländern schrittweise aufzuheben. Deutschland hatte daraufhin Einreisen unter anderem aus den USA "zu allen zulässigen Aufenthaltszwecken einschließlich Tourismus" wieder erlaubt. In die umgekehrte Richtung, also für Einreisen in die USA, gelten aber nach wie vor strenge Auflagen. ( 16.07.2021)

Erster Corona-Fall im Olympischen Dorf in Tokio

Eine Woche vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Tokio gibt es den ersten Corona-Fall im Athletendorf. Das bestätigte das Organisationskomitee am Samstag. Angaben zur Person, etwa zu ihrer Nationalität, wollte OK-Geschäftsführer Toshiro Muto nicht machen. Auch könne er nicht sagen, ob die Person geimpft sei. Es würden alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutz vor einer Ausbreitung getroffen, damit sich jeder im Athletendorf sicher fühlen könne, hieß es. Daneben gibt es bislang fünf Athleten, die bei der Einreise nach Japan positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Die Sportlerinnen und Sportler sowie ihre Begleitpersonen sind im Athletendorf von der Bevölkerung isoliert und müssen strenge Verhaltens- und Hygieneregeln befolgen. Die Organisatoren und das Internationale Olympische Komitee (IOC) haben immer wieder versichert, es würden für alle "sichere" Spiele. (17.07.2021)

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