Corona-Pandemie:Laschet fordert "Brücken-Lockdown"

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Armin Laschet besuchte am Ostermontag ein Impfzentrum in seiner Heimatstadt Aachen. (Foto: Lukas Schulze/Getty Images)

CDU-Vorsitzender verlangt "harte, kurze" Maßnahmen und ein Vorziehen des Bund-Länder-Treffens. Gesundheitsminister Spahn will bei vollem Impfschutz auf Test- und Quarantänepflichten verzichten.

Von Angelika Slavik, Berlin

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat sich für einen härteren Kurs im Kampf gegen Corona ausgesprochen. Er forderte am Ostermontag einen "kurzen, harten" Lockdown, mit dem die Zeit überbrückt werden solle, bis viele Menschen geimpft seien. Laschet sprach von einem "Brücken-Lockdown". Die Lage erfordere es, "dass wir nochmal in vielen Bereichen nachlegen", sagte Laschet. Konkret nannte er etwa nächtliche Ausgangsbeschränkungen und eine Verstärkung des Home Office. Es seien "immer noch viel zu viele Menschen in Bewegung zum Arbeitsplatz".

Das für den 12. April geplante Bund-Länder-Treffen solle vorgezogen werden, forderte Laschet. Zudem sollte sich die Kanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder persönlich treffen, statt per Video zu konferieren. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach sich gegen ein vorgezogenes Treffen aus. Es mache keinen Sinn, da noch unklar sei, was genau Laschet mit seinen Vorschlägen meine, sagte er.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellte unterdessen Erleichterungen für Menschen mit vollständigem Impfschutz in Aussicht. Wer geimpft sei, solle bald ohne weiteren Test etwa Friseurtermine wahrnehmen oder zum Einkaufen in Geschäfte gehen können, sagte er am Wochenende. Geimpfte hätten demnach die gleichen Freiheiten wie Menschen mit einem aktuellen negativen Corona-Test. Zudem würden Quarantäneauflagen für sie entfallen.

Maskenpflicht, Abstandsgebote und Kontaktbeschränkungen würden aber noch lange für alle Menschen gelten, machte Spahn beim Besuch eines Impfzentrums in Berlin am Montag deutlich. Die dritte Welle der Pandemie sei in vollem Gang und müsse unbedingt gestoppt werden. Bis Anfang Mai werde jeder fünfte Erwachsene in Deutschland eine erste Impfung erhalten haben, sagte Spahn. Impfen sei der richtige Weg, allerdings sei dieser Weg noch "beschwerlich".

Geimpfte spielen bei der Verbreitung des Virus "keine wesentliche Rolle"

Dass Spahn, der sich lange gegen besondere Freiheiten für Geimpfte ausgesprochen hatte, Menschen mit vollständigem Impfschutz nun überhaupt Vorteile zugestehen will, begründet er mit einer neuen Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach das Risiko einer Virusübertragung durch geimpfte Menschen extrem gering sei. In dem RKI-Bericht heißt es, Geimpfte würden bei der Verbreitung des Virus wohl "keine wesentliche Rolle mehr spielen". Bei den meisten Vakzinen gegen das Coronavirus erfolgen zwei Teilimpfungen, der Impfschutz gilt 15 Tage nach der zweiten Impfung als vollständig.

Würden mit einer Impfung Quarantäneauflagen wegfallen, könnten auch Reisen wieder leichter möglich werden. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen plädierte schon kurz vor Ostern, die Arbeit an einem digitalen grünen "Zertifikat" voranzutreiben, das Reisen in der EU im Sommer ermöglichen soll. Das Zertifikat soll eine Art digitaler Impfpass sein, mit dem Geimpfte ihren Status unkompliziert nachweisen können - aber auch Menschen ohne Impfschutz sollen damit etwa negative Tests belegen können. Über die Rechte und Freiheiten, die mit diesen Nachweisen verbunden sind, sollen die Mitgliedstaaten individuell entscheiden können.

Deutsche zweifeln Impfversprechen an

Dass die Bundesregierung ihr Versprechen in Bezug auf das Tempo der Impfkampagne wird einhalten können, bezweifelt die Mehrheit der Deutschen. 62 Prozent der Menschen, die vom Meinungsforschungsinstitut YouGov befragt wurden, glauben nicht, dass bis zum 21. September allen Impfwilligen in Deutschland eine Impfung angeboten werde. Das hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mehrfach angekündigt. 23 Prozent rechnen noch damit, dass das Versprechen erfüllt wird.

In einer vergleichbaren Umfrage Anfang Februar hatten das noch 26 Prozent angegeben. Das Vertrauen in das Krisenmanagement der Politik ist demnach weiter gesunken. Selbst bei den Wählern von CDU und CSU überwiegt die Skepsis: 53 Prozent dieser Gruppe glauben nicht an Impfungen für alle bis zum Ende des Sommers, bei den Anhängern anderer Parteien sind die Zweifel noch größer.

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