China:Pelzige Diplomaten

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Der Große Panda Tian Tian war im Smithsonian's National Zoo in Washington zu sehen - bis er Anfang November nach China zurückkehren musste. (Foto: Liu Jie/dpa)

In Kalifornien stellt Chinas Präsident Xi Jinping in Aussicht, vielleicht wieder Pandas in die USA schicken zu wollen. Eine Ankündigung von ungeheurer Tragweite.

Von Peter Burghardt, Washington

Ehe Xi Jinping bei Joe Biden in San Francisco eintraf, mussten Tian Tian, Mei Xiang und Xiao Qi Ji Washington verlassen. Die Eltern hatten 23 Jahre in der US-Hauptstadt verbracht, ihr Nachwuchs wurde 2020 hier geboren - Xiao Qi Ji, "kleines Wunder", spielt noch auf der Homepage des Smithsonian's National Zoo. "Wir laden Sie ein, zurückzublicken und einige der inspirierenden, liebenswerten, majestätischen und charmanten Panda-Momente zu genießen", steht über dem Video. Dazu der absolut traurige Hinweis, dass die Pandas abgereist seien "und jetzt in China leben".

Bis Anfang November waren die Menschen Schlange gestanden, um den Riesenpandas beim Kauen zuzuschauen. Dann mussten die Lieblingsbären Spezialboxen von FedEx besteigen, wurden mit Polizeieskorte zum Flughafen Dulles gefahren und flogen 19 Stunden lang im Panda-Express nach Chengdu. An Bord waren noch zwei Tierpfleger, ein Tierarzt und 100 Kilo Bambus. In der Region Sichuan wohnen sie nun im Panda-Resort, doch damit ist die Geschichte von China, den USA und den Pandas zum Glück nicht vorbei.

Es war die Heimkehr von Expats, die sich längst an ihr Gastland gewöhnt hatten, sie sind ja halbe Amerikaner. Ihr chinesischer Präsident ahnt, wie sich Amerika fühlt. "Mir wurde gesagt, dass viele Amerikaner, vor allem Kinder, sich nur ungern von den Pandas verabschieden wollten", sprach Xi am Mittwochabend. "Wir sind bereit, unsere Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten zum Schutz der Pandas fortzusetzen und unser Bestes zu tun, um die Wünsche der Kalifornier zu erfüllen und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Völkern zu vertiefen."

Die vielleicht zärtlichste Verbindung beider Großmächte

Eilmeldungen machten die Runde. Es könnte sein, dass Peking wieder Pandas schickt! Allerdings zunächst nach Kalifornien. Er habe gelernt, dass sich der San Diego Zoo und die Kalifornier sehr auf die Rückkehr der Pandas freuen würden, so Xi, der Stratege. Pandas seien "Abgesandte der Freundschaft zwischen dem chinesischen und dem amerikanischen Volk".

Das sagte der mindestens zweitmächtigste Mann der Welt, nachdem er mit dem Kollegen Biden die Spannungen wegen Taiwan erörtert und neue Militärkontakte beschlossen hatte. Sein Panda-Angebot machte er nicht vor Veterinären, sondern vor Wirtschaftsgrößen wie Tim Cook. Jeder Gast hatte für die Gala Tausende Dollar bezahlt.

Es geht immerhin um die Panda-Diplomatie, die vielleicht zärtlichste Verbindung beider Großmächte. Sie begann 1972 nach dem Besuch von Richard Nixon in China, als Folge der Pingpong-Diplomatie, des Austauschs von Tischtennisspielern. Nixons Frau Pat hatte Chinas damaligen Staatschef Zhou Enlai wissen lassen, dass sie Pandas möge.

Amerikas damalige First Lady Pat Nixon begrüßte am 20. April 1972 die Pandabären im Zoo in Washington. (Foto: AP)

Washington zahlte Millionen Dollar Leihgebühr, bis zuletzt. Aus San Diego wurden die Tiere 2019 abgezogen, Memphis musste im April 2023 loslassen, Atlanta sieht schweren Herzens dem Abschied 2024 entgegen. Aber es besteht Hoffnung auf weitere Diplomaten mit schwarz-weißem Fell, sofern sich die Tierfreunde Biden und Xi ordentlich verstehen.

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