Rede zum Nationalfeiertag:Präsidentin: Taiwan wird sich Pekings Druck nicht beugen

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Tsai Ing-wen, die Präsidentin Taiwans, während der Zeremonie zum Nationalfeiertag am Sonntag in Taipeh. (Foto: Ann Wang/Reuters)

Chinas Führung hatte vom Inselstaat erneut die Wiedervereinigung verlangt. Der aber kündigt an, die Verteidigung auszubauen, um "ein freies und demokratisches Leben" und die eigene Souveränität bewahren zu können.

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen hat die Forderung von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zur "Wiedervereinigung" zurückgewiesen. "Es sollte absolut keinerlei Illusionen geben, dass sich das taiwanische Volk Druck beugen wird", sagte Tsai Ing-wen in einer Rede zum Nationalfeiertag am Sonntag in Taipeh. Die Inselrepublik werde ihre Verteidigung ausbauen, um sicherzustellen, dass niemand Taiwan zwingen könne, den Weg zu nehmen, den Peking vorzeichne. Dieser biete "weder ein freies und demokratisches Leben noch Souveränität" für die 23 Millionen Taiwaner.

Mit ihrer Äußerung reagierte die Präsidentin auf den Aufruf des chinesischen Staats- und Parteichefs vom Vortag, sich der kommunistischen Volksrepublik anzuschließen. Die Führung in Peking droht mit einer gewaltsamen Eroberung Taiwans, das sie als "untrennbaren Teil" der Volksrepublik ansieht. "Die vollständige Wiedervereinigung unseres Landes wird und kann verwirklicht werden", bekräftigte Xi Jinping. Eine Vereinigung mit "friedlichen Mitteln" diene am besten der Nation. Er warnte aber, dass eine Abspaltung Taiwans "ein böses Ende" nehmen werde.

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Taiwans Präsidentin beschrieb die Beziehungen zu China als so kompliziert wie nie zuvor in den vergangenen sieben Jahrzehnten. Damals waren die nationalchinesischen Kuomintang-Truppen nach der Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten auf die Insel geflüchtet. Die Republik China, die 1911 bei der Revolution und dem Sturz der Qing-Dynastie gegründet wurde, besteht seither weiter auf Taiwan, das sich offiziell auch so nennt. Beide Seiten begingen am Sonntag den 110. Jahrestag der Revolution von 1911.

Taiwan hoffe auf eine Entspannung in den Beziehungen zu China und werde nicht unbesonnen handeln, versicherte Präsidentin Tsai Ing-wen. "Wir rufen dazu auf, den Status quo zu bewahren, und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass der Status quo einseitig verändert wird." Nachdem in den vergangenen Wochen verstärkt chinesische Militärflieger in Taiwans Identifikationszone zur Luftverteidigung (ADIZ) eingedrungen waren, meldeten lokale Medien, dass Sonntagmorgen erneut eine Militärmaschine gesichtet und verwarnt worden sei.

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