Taiwans Ministerpräsident Su Tseng-chang erhebt nach der bislang größten Überflugsaktion heftige Vorwürfe gegen China. "China betreibt mutwillig militärische Aggressionen und beschädigt den Frieden in der Region", sagte Su am Samstag vor Journalisten. Am Freitag waren chinesische Kampfflugzeuge in zwei Wellen in die Luftverteidigungszone Taiwans eingedrungen. Diese Zone erweitert den Luftraum eines Landes um einen Bereich, in dem sich Flugzeuge anderer Nationen identifizieren sollen. 25 Maschinen hatten nach Angaben aus Taipeh Kurs auf die Insel Pratas genommen, 13 Flugzeuge überflogen den Bashi-Kanal, der Taiwan von den Philippinen trennt.
So viele Flugzeuge auf einmal waren nach Angaben Taiwans noch nie bei derartigen Aktionen beteiligt. Taiwan hatte als Folge seine Raketenabwehr aktiviert, taiwanesische Abfangjäger waren aufgestiegen, um die chinesischen Flugzeuge abzudrängen. Auch am Samstag kam es erneut zu Zwischenfällen, 20 chinesische Maschinen flogen wieder Pratas an. Eine ähnliche Aktion hatte es zuletzt am 23. September gegeben, damals mit 24 Jets.
China hat in der Vergangenheit den Druck auf Taiwan erhöht, um es zur Anerkennung der chinesischen Souveränität zu zwingen. Taiwan erklärt dagegen, es sei ein unabhängiger Staat und werde Freiheit und Demokratie verteidigen. Zu den wichtigsten Unterstützern Taiwans zählen die USA.
Peking sieht das demokratische Taiwan, das sich 1949 vom Festland abspaltete, als abtrünnige Provinz und nicht als unabhängigen Staat an und versucht, es international zu isolieren. Die Volksrepublik lehnt jede Form formeller Beziehungen anderer Länder mit der Inselrepublik ab.
Nur 15 Staaten weltweit erkennen Taiwan an und müssen dafür auf diplomatische Beziehungen zu China verzichten.