Der Ärztliche Direktor der Klinik Lindenlohe in der Oberpfalz, gegen den die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug ermittelt, hat mit sofortiger Wirkung seine leitende Tätigkeit niedergelegt. In einer Mitteilung an die Belegschaft schreibt Heiko G., er habe sich zu dem Schritt entschieden, um den momentanen "Schwebezustand" zu beenden. Schon im vergangenen Oktober habe er sich von seinen Dienstpflichten entbinden lassen, um "Schaden von der Klinik und letztlich auch von mir abzuwenden". Er fügte hinzu, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft "bisher zu keinem mir bekannten Ergebnis geführt" hätten, er gehe weiter davon aus, dass sich die gegen ihn erhobenen Vorwürfe "nicht bestätigen werden".
Beschäftigte des Hamburger Asklepios-Konzerns, dem die Orthopädische Klinik Lindenlohe gehört, bezweifeln allerdings, dass sein Abschied nur aus freien Stücken erfolgte. Die Belege und Zeugenaussagen in dem Fall seien gravierend. Über Jahre soll Chefarzt Heiko G. Eingriffe bei Privatpatienten unter seinem Namen abgerechnet haben, obwohl er daran nicht beteiligt war. Bei einigen OPs sei er nicht einmal in der Klinik gewesen, sondern im Urlaub oder auf Dienstreise.
Die Ermittlungen gegen Heiko G. laufen noch
Zudem war er in der internen Dokumentation, die auch die Süddeutsche Zeitung einsehen konnte, wiederholt als Hauptoperateur bei Eingriffen ausgewiesen, die er laut Aussagen von Beschäftigten nicht beherrscht. Er gilt als Koryphäe für Knie und Hüftoperationen, ist im Computersystem der Klinik aber mehrfach als Fußchirurg oder bei OPs von Frakturen an Ellenbogen, Schulter oder Wadenbein eingetragen.
Nach einem SZ-Bericht hatte die bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg angesiedelte Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen die Diensträume von Heiko G. in Lindenlohe und dessen Privatwohnung sowie das Rechenzentrum des Asklepios-Konzerns in Hamburg durchsucht. Dabei seien zahlreiche Dokumente sichergestellt worden, die nach und nach ausgewertet würden. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft dauern die Ermittlungen an. Der Asklepios-Konzern will vorerst keine Stellung zu dem Fall nehmen.